Lancié – Haute-Rivoire

Wir brauchen lange um abfahrtbereit zu werden. Als endlich alles im Düdo ist, pilgern wir zum Winzer, klingeln, das Tor steht offen, die beiden Hunde jetzt freundlicher. Irgendwann erscheint die Winzerin auf dem Balkon: „Geben Sie mir fünf Minuten, ich war gerade unter der Dusche.“ Sie führt uns in den Degustations-Raum, kein Keller diesmal. Ich kriege erst einen Schreck als ich auf eine Liste lunse, aber es sind Preise pro Kiste, nicht pro Flasche. Die Winzerin ist nicht ganz so motiviert wie der letzte. Sie gibt uns nur einen Wein zu probieren, fragt dann: Wollen Sie den? Ich frage noch nach einem anderen, sonst ist es doch keine Weinprobe. Wir nehmen dann von beiden eine Flasche, einen schweren Beaujolais und einen leichten, kalt zu trinkenden.

Wir wissen nicht, was cerfs sind, fahren trotzdem zur „elevage des cerfs“. Es wird wohl ein Tier sein, denn es gibt Terrine und Wurst davon. Die Gegend westlich von Lyon wird plötzlich hügelig, voralpenmäßig. Wieder weitgehend menschenleer. Kühe. Toni schläft nicht ein und weint vor Langeweile, wir sind erstens früh losgefahren (eins) und zweitens haben wir vormittags außer der Weinprobe kein Abenteuer erlebt.

Kurzer Halt kurz bevor wir da sind, eine sehr freundliche Frau von der wir uns den Weg beschreiben lassen. Wir sind richtig. Der Hof hinter den Tannen, sagt sie, nicht das erste, alte Haus, sondern das dahinter, mit mauve-farbenen Fensterläden.

Cerfs sind Hirsche. Außerdem gibt es Hasen und ein Schwein. Toni füttert das Schwein mit Grünzeug, barfuß im Stall, durch ein Fenster fällt goldenes Staublicht auf ihre Füßchen. Peppi hat wieder Angst und klammert sich an mir fest wie ein Koala an einen Eukalyptusbaum. Ich mache mit den Kindern einen Spaziergang Richtung Hirschweide, aber man kommt nicht richtig nah ran. Es geht einen steilen Berg herunter (und danach wieder hoch) mit vielen Brombeerdornen. Toni ist die Krankenschwester Smilla, hat ihr weißes Kleid an. Wir kämpfen uns den Berg wieder hoch, um eine verletzte Person zu retten bevor sie stirbt. Peppi mag nur rote, unreife Brombeeren. Es schüttelt sie. Aber schwarze spuckt sie wieder aus.

Katharina hat eine neue Verletzung. Wenigstens klafft sie diesmal nicht offen. Dafür blutiger.

Es gibt Hirschgulasch mit Kartoffeln. Die Hirsche kommen in ein enges blechumzäuntes Gehege ganz nah, sie gucken zu uns her, sind aufgeregt. Die riesigen Geweihe. Dann pilgern sie zur Futterstelle, in der Dämmerung, es ist spektakulär. Wir haben den schweren Beaujolais geöffnet, Peppi rastet aus weil sie nicht davon trinken darf. Ich trinke zwei Gläser vor dem Essen, rauche eine Zigarette, probiere Gregor zu erreichen, auf dem großen Steinhaufen sitzend. Beim Essen kann man es nicht genießen, Peppi tobt zu viel rum. Ich schlafe mit den Kindern ein, Volker arbeitet.