Andelot-Blancheville – Heuilley-Cotton

Ich will in Andelot auf den Markt, aber der ist noch nicht. Erst nachmittags. Ich also nur mit Brot vom Bäcker, sonst unverrichteter Dinge zurück. Ich bin schlecht gelaunt, schon seit dem Aufstehen. Wir packen ein, fahren los, einen Kilometer zurück zum Supermarkt vor dem Ort. Es ist aber kein so großer wie die anderen. Teurer, und nicht so schönes Obst. Ich kaufe dann nur wenig, so dass es für zwei Tage reicht. Immerhin ein Doppelpack Kinderscheren, wie von Volker bestellt. Er ist der Bastel-Beauftragte bei uns. Und eine Kiste Trauben, die schmecken gut, Peppi isst sie. Unter dem Düdo ein nasser Fleck vom Wasser aus dem Kanister mit dem ich die Trauben gewaschen habe, im Buddeleimer. Als wir losfahren wollen, fällt mir ein: Ich habe Trinkwasser vergessen. Dabei war das das Wichtigste, wir haben nur noch zwei Flaschen. Ich zurück zum Supermarkt. Zu. Mittagspause. Uns fehlen alle Ressourcen: Brauchwasser-Kanister fast leer, Trinkwasser fast alle, Tank schon auf Reserve, einzig das Klo ist schon wieder fast randvoll. Und wir müssen dringend duschen.

Dafür sind wir früh dran. Halb eins? Wir warten noch auf SMS von Traute, die die Katze ins Intranet gestellt hat. Womöglich müssten wir zurück nach Freiburg, um Katharina doch noch weg zu bringen. Das wäre nicht hoch, nur rüber. Sind noch nicht so weit gekommen. Wenn keine SMS kommt, wollen wir heute Strecke machen. Wir fahren los, Peppi schläft ein, Toni nicht. Es kommt eine SMS. Eine Frau hat sich gemeldet, sie würde Kathi nehmen, hat aber selbst schon eine Katze. Wir entscheiden uns dagegen.

In Chaumont: Eine Selbstbedienungstankstelle. Ich muss dringend. Kein Klo. Wir tanken, Volker will noch Reifendruck messen, rangiert mühsam zu dem Ding, ich sehe, dass es 1 € pro Reifen hier kostet, muss außerdem dringend. Wir fahren ungemessen weiter. Halten im Ort weil ein Schild WC public zeigt. Ich laufe los. Auf dem Weg fällt mir ein, dass ich kein Geld dabei hab. Laufe trotzdem weiter, aber klar, es ist eins mit Münzeinwurf. Und komischen Gestalten davor. Ich laufe zurück. Will nicht nochmal hin, wir fahren weiter. Volker hält an einer Parkbucht an der Landstraße, Schotter wo schon viele andere hingemacht haben, aber man sieht nur das Klopapier, alles ist hygienisch von der Sonne desinfiziert.

Wir fahren weiter. Toni ist immer noch wach. Dann muss Toni mal. Volker hält an einer Parkbucht, ich halte Toni ab, wir fahren weiter. Volker biegt ab an einem Schild mit dem Symbol für Wohnmobil-Wasser ablassen. Ein komischer Platz hinter einem Wohnblock. Wohnmobile, ein Gully im Boden, da darf Abwasser abgelassen werden. Eine Säule mit Wasser und einem Loch im Boden für Chemie-Klo ausleeren. Wir leeren unser Klo und füllen unseren Kanister, ich finde es etwas unappetitlich es da zu tun wo andere ihr Klo waschen, aber egal. Alles sieht sehr sauber aus.

Katharina erkundet die Wiese, schon wieder auf Mäusejagd. Es ist sehr heiß, die Kinder freuen sich über das Wasser. Peppi ist auch wieder wach. Ich fülle noch den Spül-Tank vom Klo, da knallt eine Düdo-Tür, und Toni weint schlimm. Ihr Finger war dazwischen. Wir halten ihn unter das Wasser (da wo andere Leute ihr Klo sauber machen etc.), mir fallen die Smarties ein. Desinfektions-Spray, Pflaster und Smarties für Toni, Laune wieder gut. Aber dann die Kinder wieder ins heiße Auto zu kriegen ist schlimm, Peppi macht ein Hohlkreuz, weint. Wo sollen wir überhaupt hin? Haben noch gar nicht entschieden, debattieren über dem France-Passion-Führer. Doch Camping-Platz heute? Ein See? Aber wo? Entscheiden uns ständig um, fahren dann einfach zur nächstgelegenen France-Passion-Station, in ein Dorf namens Heuilley-Cotton. Die Gastgeber sind weder Winzer noch Bauern noch Forellenzüchter, sondern einfach Privatpersonen.

Vor dem Haus steht eine Skulptur aus mannshohen, bunten Bleistiften. Neben dem Haus schon zwei Wohnmobile, die Gastgeber sind nicht da, wir könnten uns daneben stellen, in die Sonne. Wir fahren zu dem Kanal, der durch den Ort fließt. Essen. Es ist hübsch, aber wir haben noch kein Auge dafür. Der Kanal ist nicht so kristallklar wie wir es von den anderen Gewässern gewohnt sind. Und halt ein Kanal, nix für die Kinder zum planschen. Ich schwenke die beiden. Schon mal was.

Eine Frau mit Kind taucht auf, ich frage sie nach einer Badestelle. Sie sagt, dass es einen Bach gibt, sie wollte eh gerade hin, wir können uns ihr anschließen. Das Kind heißt Savanna, wie die Frau heißt, weiß ich nicht, man stellt einander nur noch die Kinder vor, nicht sich selbst, was für eine Unsitte. Der Bach fließt mitten durchs Dorf, er ist nur knöcheltief. Die Frau trägt eine bunte Pluderhose, sie sieht nicht aus wie eine Einheimische. Sie wirkt rastlos und nicht ganz zugehörig. Ich erfahre, dass sie hier geboren ist und seit kurzem wieder im Ort wohnt, nach der Trennung von ihrem Mann quasi wieder bei den Eltern untergeschlüpft. Man sieht hier keine Kinder mehr draußen, sagt sie, alle sitzen immer vor ihrem Bildschirm. Als Peppi Zitzi kriegt, kippt sie fast aus den Latschen: „Was, du bist so groß und kriegst noch Zitzi? Hast Du es aber gut!

Als wir zurück kommen, bin ich nassgeschwitzt und so unerfrischt wie zuvor. Volker liegt auf dem Düdo-Bett wie tot. Ich setze ihm die Kinder auf den Bauch und springe in den Kanal. Das beste Bad meines Lebens.

Zum Abendessen gibt es Pasta mit Zucchini und dem Käse, den Katharina angefressen hat. Zum Schlafen fahren wir zu den France-Passion-Leuten, klemmen uns hinter die anderen Wohnmobile.