Ait Bekkou – heiße Quelle

Wir verbringen den Vormittag in der Matschfabrik. Volker bringt uns hin, denn ich will nicht mit beiden Kindern über die schmale Staumauer laufen. Was mache ich mit dem anderen, wenn eins reinfällt? Auf der anderen Flussseite gibt es flache Wasserbecken mit weichem Schlamm, der, angetrocknet, wie Pech an den Füßen klebt. Peppi ist die Konsistenz erst suspekt, aber Karl & Co. haben einen Bagger dabei, das rettet Peppis Laune. Toni wird geradezu manisch, zieht sich bis aufs Unterhemd nackt aus und wälzt sich schließlich im Matsch.

Als ich mit dem Fotoapparat wiederkomme, ist die Stimmung gekippt, Toni weint, weil ihr kalt ist und der Matsch auf der Haut juckt. Sie will den Matsch ab haben, will ihn sich aber nicht mit Wasser abspülen lassen, weil kalt. Ich sage, dass sie ihn antrocknen lassen kann und wir rubbeln ihn später ab, das will sie auch nicht, weil es juckt. Ich gehe mit ihr zum Wasser, sie brüllt wie am Spieß. Ich raune Toni drohend zu, dass sie still sein soll. Die Kölnerin ist sehr geduldig und nett mit ihren Kindern, ich schäme mich vor ihr dafür, wie ich mit Toni spreche. Ich bin mal wieder komplett überfordert und frage meine vierjährige Tochter, was ich machen soll. Ich bestehe ja auf gar keiner bestimmten Strategie, sondern will nur, dass das Gebrüll aufhört. Jetzt brüllt sie nach Volker. Ich frage sie: „Was würde der Volker machen? Sag es mir, dann mache ich es genauso.“ Die Kölnerin rettet uns, indem sie irgendwie nett mit Toni ist.

Zurück am Düdo spült Volker sie notdürftig mit sonnengewärmtem Wasser aus dem Kanister der Tübinger ab, dann kriecht sie, wahrscheinlich total unterkühlt, freiwillig ins Bett, hört Musik.

Aufbruchsstimmung. Die anderen wollen auf den Campingplatz, wir wollen zu den heißen Quellen, um unsere Kinder sauber zu kriegen. Ich hoffe, dass Peppi dort Spaß am Baden hat, die Campingplatzduschen sind für sie meistens keine schönen Erlebnisse.

Wir rumpeln über Pisten durchs Nirgendwo, der Kölner hat Volker den Weg beschrieben, sie waren ja vorgestern da, bevor sie zu uns zum Hassan gestoßen sind. Es sei nicht weit, dauere aber eine halbe Stunde, weil der Weg so schlecht sei. Wir brauchen eine Stunde. Dann sehen wir in der Pampa ein paar düdo-artige Wohnmobile stehen, also keine Joghurtbecher, die würden den Weg nicht schaffen.

Ich habe es mir anders vorgestellt, nämlich als Steinbecken mit klarem Wasser, in Wirklichkeit ist das Wasser trüb, weil es ein erdiges Loch ist, in dem es sich staut. Aber es ist sogar mir heiß genug. Und aus dem Rohr sprudelt es ja absolut klar, also das Wasser selbst ist sauber, die schmodderige Farbe kommt nur vom aufgewirbelten Schlamm. Ich schlüpfe mit Toni rein, in ein Hammamtuch gehüllt, denn am Wasserloch ist ein Grüppchen marokkanischer Männer, die kochen sich Tee auf einem Feuerchen.

Im Wasserloch lerne ich Basti aus Österreich kennen, der uns einen fünfjährigen Sohn in Aussicht stellt, der noch im Auto schlafe. Bald darauf taucht er auf, ich frage ihn: „Bist Du der Leo?“ Der Leo antwortet: „Wer denn sonst, etwa der Kochtopf?“

Zurück