Allemagne-en-Provence – Mallemort

Frühstück zwischen aufgeschichteten Baumstämmen, Haufen morscher Äste, Rindenstücken. Eine Schneise im Wald zur Holzgewinnung. Auch hier sehr viele Fliegen.

Der Bäcker in Allemagne-en-Provence hat schon zu. Das ist ja immer das Problem, dass wir in der Mittagszeit unterwegs sind (Peppis Mittagsschlaf), und dann hat alles zu. Auch die Bio-Gemüse-Hütte, an der wir halten, das riesige Schild „ouvert“ versetzt uns in Entzücken. Dann ist sie aber trotzdem zu. Beim nächsten Gemüsestand haben wir Glück. Ein großer Bretterverschlag, eine junge Französin, moderate Preise, ich kaufe eine ganze Kiste voll Obst und Gemüse. Brauchen aber trotzdem noch Brot.

Im Intermarché in Mallemort kaufe ich Baguette und eine Viererpackung Eis, doppelt so teuer wie die Sechserpackungen. Wie der Kapitalismus es auf Schritt und Tritt belohnt, mehr zu kaufen als man braucht. Dann die Suche nach einer Badestelle an der Durance, Wiedersehen mit meinem Lieblingsbach.

Das Wasser ist nur knietief, hat aber so viel Wumms, dass es alles wegspült, was sich nicht am Boden festkrallt. Ich finde eine Stelle, wo die Strömung weniger stark ist, so dass ich mit Toni (Schwimmflügel an den Ärmchen) reingehen kann. Als ich dann aber spaßeshalber die Füße hebe und uns ein paar Meter treiben lasse, sind wir sofort im Wildwasser. Ich bremse mit den Füßen und umklammere Tonis Hände. Sie kann hier nicht stehen, zu stark ist der Sog. Wage es nicht, einen Fuß zu heben, um einen Schritt Richtung Ufer zu machen, fürchte, dass ich Tonis und mein Gewicht nicht halten kann. Ich rufe nach Volker, zum Glück merkt Toni nicht, dass wir in ernsthafter Seenot sind. Volker greift nach Tonis Hand, zieht sie aus der Flut, ich kämpfe mich allein hinterher, ans Ufer.

Etwas weiter flussabwärts verbreitert sich der Strom zu einem spiegelglatten See, das Schlimmste, was hätte passieren können, wäre, dass wir bis dorthin gespült worden wären. Ohne Kinder hätte ich mich selbst gern die paar hundert Meter mitreißen lassen. Das schwierigste wäre wohl der Rückweg am unwegsamen Ufer entlang.

Die Kinder spielen mit den großen Kieseln im größtenteils trockenen Flussbett. Volker hat ein Schild gesehen, das vor plötzlichem Wasseranstieg warnt, wegen Kraftwerken, die Schleusen öffnen würden. Kann mir so recht nicht vorstellen, dass die Flutwelle so mächtig wäre, dass sie das trockene Flussbett auf seiner ganzen Breite überschwemmt, sicher gut hundert Meter, aber man weiß natürlich nie. Unter den Kieseln verlaufen Rinnsale. Toni hebt einen Pool aus. Beide spielen so selbstvergessen, dass wir sie nicht unterbrechen wollen, obwohl der Abend naht.

Auf dem Rückweg sehe auch ich das Schild: „Il erst dangereux de s’aventurer sur les îles“ usw. Kannte das Verb noch nicht. S’aventurer – sich verabenteuern. Schön. Seit wir in Frankreich sind, kehrt die Lust am Abenteuer langsam zurück.

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