Amado – Murração

Als ich von meiner Morgensession am Strand zurückkomme, sitzen die ersten Surfer in der Strandbar in der Sonne, vor sich einen schaumigen Milchkaffee. Kurzer Anflug von Neid. Ich muss zurück in den Düdo, wo Chaos, Kinderlaunen und Instantkaffee auf mich warten. Aber möchte ich wirklich tauschen? Bloß nicht. Mann, käme mir das hier leer und sinnlos vor ohne die Kinder.

Verbringe den Vormittag mit Toni und Peppi am Strand. Fühle mich angenehm müde, genieße es, im warmen Sand zu sitzen und lehne ab, was auch immer zu spielen. Will die Surfschule beobachten. Toni ist schlecht gelaunt, weint. Lasse mich von Peppi beklettern, das kann ich nicht verhindern. Aber sonst ziehe ich mein Ding durch, sitze im Sand, sehe zu, wie sich die Surfschüler wackelig auf ihrem Board aufrichten und ins Wasser fallen, bevor sie stehen, und helfe den Kindern nicht, eine Beschäftigung zu finden. Beide quengeln und weinen immer mal wieder. Ich kann das geduldig und freundlich aushalten, weil ich ja sonst nichts für sie tue. Irgendwann bekomme ich Lust, mich zu bewegen und baue Sandnester für die Kinder. Toni fängt einen Mistkäfer, nennt ihn Lilli.

Sind auch nachmittags noch auf dem Parkplatz, Volker muss noch mehr arbeiten, Peppi ist auf dem Bett eingeschlafen. Mache mit Toni eine kleine Wanderung, um Kacka für Lilli zu suchen. Die wohnt jetzt zusammen mit zwei anderen Mistkäfern in einem leeren Frischkäsebehälter. Ich will Kuh- oder Ziegenmist, nichts Anderes. Jeder Zweite Camper kackt hier wahrscheinlich in die Pampa.

Irgendwann ist es sechs, wenn wir noch zu den Anderen nach Murração wollen, müssen wir uns ranhalten. Alle Ressourcen sind alle. Wasser, Einkaufen, Klo ausleeren. Volker fragt in Carrapateira nach dem Badehäuschen, es liegt etwas hangabwärts an der Hauptstraße. Ein kleiner, nach vorne offener Bau mit großen Steinwaschbecken, alle Hähne funktionieren. Toni zieht sich sofort nackt aus, Peppi macht mit. Ich hole Seife und Shampoo, soviel Zeit muss sein. Volker gibt mir Sichtschutz mit einem Hammamtuch. Es ist herrlich, sich das Salz vom Körper zu waschen. Seit zehn Tagen haben wir nicht geduscht, nur im Meer gebadet. Das Wasser schießt aus den Hähnen, die Kinder juchzen, das Abendlicht färbt den Hang über uns goldgelb. Grillen zirpen, Schwalben segeln durch die Luft. Sommer. Es ist einer der Momente, für die wir das alles machen.

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