Ardichen – Saint-Girons

Der Markt liegt malerisch ausgebreitet unter großen Platanen. Soll einer der schönsten Frankreichs sein. Leider kriegt Toni sofort schlechte Laune, weil sie vermutet, dass sie nicht bekommen wird, was sie will. Ein Austernstand, ich verlange diesmal Kleine, um sie den Kindern nicht mühsam zerteilen zu müssen. Sie schmecken nicht so gut wie die in Pézenas. Peppi verschlingt drei Stück, würgt eine Minute später aber zwei davon wieder heraus.

Ein Mensch vor seinem gelben Auto verkauft Solar-Lösungen. Wir brauchen eigentlich dringend eine neue Batterie, unsere hält überhaupt keine Spannung mehr. Er hat aber nur kleinere Batterien, und wir wollen mindestens 200 Amperestunden.

Ein gutaussehender langhaariger Typ verkauft etwas zu ästhetisch zusammengeschweißte Öfen mit Gesichtern. Nicht unser Stil, aber der Typ ist Ofenbauer, und seit einem Jahr wünschen wir uns einen Ofen für den Düdo. Seit es Herbst wird, ist der Wunsch wieder an die Oberfläche unseres Bewusstseins gegluckert. Er skizziert mir auf einem kleinen Block den Ofen, den er uns aus einem leeren Feuerlöscher bauen könnte. Genau, was wir wollen, für 250 Euro. Der Plan erscheint plötzlich so machbar. Wir verabreden uns für später beim Düdo, auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad.

Tonis Laune erreicht indes ihren Tiefpunkt. Sie hat batteriebetriebene Plüschhasen gesehen. Vom Falafel-Tortilla, den ich gekauft habe, will sie nicht einmal abbeißen. Ihr gefallen die Erdbeertörtchen in der Konditorei, vor der wir zufällig stehen geblieben sind. Als wir den Markt hinter uns gelassen haben, lässt sie sich weinend auf den Boden sinken. Volker klaubt sie auf und schleppt sie auf den Schultern bis zum Düdo.

Der Ofenbauer heißt Julien, er hat seine Freundin mitgebracht, eine sympathische Frau mit wallendem Rock und großer Brille, die selbst schon Camions mit Öfen besessen hat. Wir fachsimpeln über die Möglichkeiten, das Ofenrohr durchs Dach zu führen. Knifflig, aber nicht unmöglich, gute Isolierung ist wichtig. Wir brauchen nicht nur jemanden, der uns den Ofen baut, sondern auch jemanden, der uns den Ofen einbaut. Julien will jemanden auftreiben, spricht von einem Wayne, der womöglich der richtige Mann dafür wäre.

Über dem Ofenthema vergeht der Nachmittag. Wir müssen noch einkaufen, steuern dann den nächstgelegenen Stellplatz von der App an. Offenbar in unmittelbarer Nähe von Häusern, aber alle Kommentatoren schwärmen von den netten Anwohnern. Es ist ein Wiesenstreifen am dichtbesiedelten Ufer des Salat, ein paar andere Wohnmobile sind auch schon da. Wir halten hinter einem PKW, einige Minuten später spricht uns eine alte Dame an, sie werde jetzt wegfahren, wir könnten dann ein paar Meter vorrollen, um noch schöner in der Sonne zu stehen. Das ist wohl eine Vertreterin der legendär netten Anwohner. Spüle Tonis Filly-Pferd-Sitzbezug im Fluss aus, Peppi hat draufgepinkelt. Die Nacht ist sternklar und kalt, wir schwelgen in Ofen-Phantasien.

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