Auxey-Duresses – Lancié

Am Morgen kriegt Volker seine übliche Stunde, ich ziehe mit den Kindern los ins Dorf. Das Dorf schlägt dem Fass den Boden aus. Es ist nochmal hübscher als Andelot, kaum möglich. Nicht möglich. Anders. Noch Frankfreichkalenderfotohafter. Burgundischer? Alle Häuser aus hellem Stein. Wir baden am Rand des Dorfes, wo ein kleines Brückchen über den Bach geht, also die Kinder, ich leider nur mit den Füßen. Ein schattiges Plätzchen, die bisher dicksten, süßesten Brombeeren. Leider offenbar gleichzeitig das dörfliche Hundeklo. Egal, das Wasser sieht sauber aus. 2 x Muschiwaschanlage.

Auf dem Rückweg sammeln wir Bucheckern. Enten flattern auf, Toni sagt, die fliegen jetzt nach Afrika. Dabei ist es noch sehr heiß.

Und es wird immer heißer, der Strahlenschutz schützt uns zum ersten Mal vor Strahlen, aber der Schatten wird kleiner. Wir machen den Fehler, die Katze zu früh zu füttern. Wiegen uns in Sicherheit, weil zuletzt immer alles geklappt hat. Wollen ihr Zeit zum Fressen gönnen statt nur mit Futter reinlocken und dann gleich los, bevor sie aufgefressen hat. Jetzt liegt sie satt unterm Auto vom Winzer im Laub. Sicher angenehm da. Wär schön blöd, rauszukommen. Kommt auch nicht raus. Wir stochern mit dem Stock im Laub, pieksen sie ins Fell. Die Kinder warten schon angeschnallt im Düdo. Die Katze rührt sich nicht. Wir nerven sie so lange bis sie rauskommt, können sie aber nicht einfangen, sie läuft weg, ich schwitze. Eine junge Frau kommt: Suchen sie ihre Katze? Sie ist in die riesige Garage gelaufen, versteckt sich hinter Ölfässern und Ersatzteilen.

Der Winzer Junior mit Frau und Kleinkind. Große vereinte Anstrengung die Katze vorzujagen. „Vous voulez pas un chat, par hasard?“ „Non.“ Schade. Hier wäre der perfekte Ort für Katharina. Sie würde auch gut in den Kalender passen. La voilà die Situation, die ich mir immer ausgemalt hatte, Horror-Vision vom Reisen mit Katze. Die Kinder in der Hitze im Auto, alle wollen los, aber das Viech kommt nicht. Wie lange würden wir es probieren?

Kommt auf die Einkaufsliste: Super-Leckerlis für Katharina. Und wir werden sie nie wieder vor Abfahrt füttern.

Wir fahren jetzt die große Straße Richtung Süden. Zum ersten Mal ist es draußen nicht mehr so hübsch. Flach, Maisfelder, mittelgroße Städte, Chalon-sur-Saône, Mâcon. Die Sonne bretzelt ganz schön durch die Windschutzscheibe. Wir fahren an unserem ersten potentiellen Ziel vorbei, weil die Kinder noch schlafen. Dann gibt der See den Ausschlag, nicht nur 15, sondern noch 30 Kilometer weiter zu fahren. Die Erwachsenen müssten mal wieder sauber werden. Letzter Supermarkt vor dem Ziel ist wieder nur ein Intermarché, da gibt es nicht so viel wie im Leclerc oder Super U. Ich kaufe nur das Nötigste. Toni geht hinten aufs Klo, ist ein Mäuschen. Sagt dass sie piepst wenn sie fertig ist. Ich soll die Tür zumachen. Sagt, dass sie noch lange nicht fertig ist. Toni piepst, ich öffne die Tür, aber sie sagt, dass das nur das normale Mäuschen-Piepsen war, und wenn sie fertig ist, piepst sie richtig laut. Hoffentlich stimmt das WC-Symbol bei der nächsten Station, Klo ist nämlich voll. Das Ammovit kann jetzt seinen Job machen.

Als wir ankommen, sind wir nicht begeistert: Zu heiß, kein Schatten, der See wegen dem wir hier her sind, stellt sich als Tümpel heraus. Dunkelbraunes Wasser, auf dem eine Gans und eine Ente schwimmen. Ich baue einen Sichtschutz aus dem Plastikteppich, ziehe mich aus, überkippe mich mit Wasser, zum Glück haben wir noch welches. Und dann? Zum ersten Mal wird die Frage akut: Was sollen wir jetzt hier machen? Es ist aber mehr eine Lähmung. Sobald ich ein paar Schritte mit den Kindern gehe, löst sich das Problem: Wir kommen an Bambus vorbei, Toni füttert das Pferd, dann sägen wir ein Bambusrohr ab, toll dass wir die Säge dabei haben. Volker liegt wie tot auf dem roten Teppich. Er hat wieder nicht zu Mittag gegessen. Der Winzer ist absent. Am Telefon: Oui, allo. Das klingt immer so burschikos. Aber er ist nett und ich verstehe alles was er sagt.

Die Stellplätze werden immer spektakulärer, wir immer verwöhnter. Der Düdo steht jetzt allein auf einer Wiese, neben einer Koppel mit zwei Eseln, einem Muli und einem Pferd. Um uns herum Weinstöcke, Weingüter.

Im Mondschein der Nacht kippt Volker unseren Bio-Dünger in den ausgetrockneten Wassergraben, der unsere Wiese vom nächsten Weinberg trennt. Hier ist ja kein Mensch. Und es ist wahr, was im Internet stand: Das Ammovit macht aus unserer Kacke eine fast geruchslose Flüssigkeit.

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