Barragem dos Minutos – zwischen Plasencia und Carcaboso

Als ich von meiner Morgensession am und im See zurückkomme, sitzt die Böblingerin im Düdo. Hat sich gestern Abend mit ihrem silbernen Kombi neben uns gestellt, und Volker natürlich ganz erregt vom BB-Kennzeichen. Einerseits: Endlich mal jemand, der uns ausfragt, statt uns die Welt zu erklären. Andererseits: Volker muss an die Arbeit, damit er vor Peppis Mittagsschlaf fertig wird. Noch 2200 Kilometer. Und noch zehn Tage bis zu Uromas Geburtstag, da wollen wir da sein. Überraschung.

Auf den Tag genau vor einem Monat sind wir in Portugal angekommen, heute geht es wieder über die Grenze nach Spanien. Von den Portugiesen haben wir nicht viel mitbekommen, schade. Aber wir wollen ja wiederkommen. Kaum sind wir in Spanien, ist alles größer. Breite Straßen, riesige Gewerbekomplexe. Wir verpassen unsere Ausfahrt und müssen einen 40 Kilometer langen Umweg fahren.

Der See, zu dem wir über kleine Landstraßen, zum Schluss über eine tief zerfurchte Schotterpiste kriechen, ist leider kein klarer Embalse, sondern ein natürlicher Ententümpel. Hübsch, aber für unsere Zwecke nutzlos. Muss lernen, Google-Earth-Ansichten noch besser zu lesen. Meuter-Stimmung, als die Kinder erfahren, dass sie im versprochenen See nicht baden dürfen. Volker schöpft zur Demonstration mit der Emailleschüssel Wasser aus dem Tümpel, es ist grüngrau und voller Fliegenlarven. Aus Versehen legen wir unseren Plastikteppich auf eine Ameisenstraße, es sind winzige Dinger, die sofort unsere nackten Kinder überfallen. Als wir einen neuen Platz suchen, merken wir, dass überall Ameisenstraßen verlaufen. Es ist wahnsinnig heiß. Uns wird klar, was es heißt, nicht mehr am Meer zu sein. Hatten uns die sechs letzten Wochen ja nie mehr als ein paar Kilometer vom Atlantik entfernt. Volker liegt reglos am Boden. Er hat sich am Vormittag wahnsinnig beeilt um mit der Arbeit fertig zu werden, dann sofort, ohne Mittagessen, die lange Autofahrt. Wir sollten uns nicht so kaputt machen. Aber wir wollen – jetzt plötzlich ein Ziel vor Augen – vorankommen. Je später wir in Böblingen eintreffen, desto weniger Urlaub von Volkers Mutter ist übrig.

Kurz vor Sonnenuntergang brechen wir auf, immer noch Korkeichen links und rechts des Weges. Schöne Bäume sind das, dunkel-grau-grüne, knorrig-verschlungene Kronen. Dazwischen gelbe Strohballen, zu hohen Komplexen aufgetürmt, auf abgeernteten Stoppelfeldern. Schaf- und Rinderherden, weiße Viecher mit sehnigen Hälsen. Das erste blühende Sonnenblumenfeld unserer Reise. In der Dämmerung leuchtend liegt endlich die ersehnte Tankstelle links der Autovia. Die Kinder sind ohnehin noch wach. Diesel viel billiger als in Portugal. Der Reifendruck ist gut, haben seit Marokko kein halbes Bar verloren.

Die Kinder schlafen nicht ein, obwohl es längst dunkel ist. Oder sie schlafen kurz ein und wecken sich dann gegenseitig wieder auf. Peppi windet sich wie ein gefesseltes Tier in ihren Gurten. Weint: „Will raus!“ Wir beenden die Nachtfahrt auf einer Seitenstraße links von Plasencia.

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