Cerbère, Camping Municipal

Die Tage in Cerbère, am ersten Abend ist da Pascal, der Schweizer mit dem Alphorn, der Toni und Peppi Plastikbecher schenkt, die uns seitdem begleiten. Endlich eine richtige Hippie-Bekanntschaft. Er wohnt in seinem Bus, der bunt und voller Fähnchen und Ethno-Tücher ist. Und eine Absorber-Kühlbox für tausend Franken. Er bringt mir Kaffee an den Düdo, am nächsten Morgen, es ist fantastisch. Volker und Toni basteln einen Tisch aus Paletten die hier herumliegen, danach ein Bettchen für Tonis Kuscheltiere. Ich mache mit Toni allein die Wanderung zum Strand, sie läuft alles selbst. Wir durchqueren das seltsam ausgestorbene Sanatoriums-Gelände, am Hubschrauber-Landeplatz will Toni schnell vorbei, fürchtet, dass ein Hubschrauber kommt. Ist der gelbe Hubschrauber, den wir schon in Portiragne immer gesehen haben, hier her geflogen? Glaub schon.

Waschsalon vor dem schönen orangenen Sanitärhäuschen, Toni und Peppi sind zwei Stunden ohne quengeln dabei, Toni wäscht auch. Hier ist es windgeschützt und deshalb warm, überall sonst bläst es einem das Hirn aus dem Kopf.

Der Wind pfeift um den Düdo, ich bade Peppi auf dem Tisch in der Waschschüssel. Warmes Wasser aus dem Wasserhahn, es ist schon dunkel. Erst sträubt sie sich, baden ist nicht das, was Peppi liebt. Aber als sie dann sitzt, wird sie ruhig. Ich frage: „Ist es schön?“ Und Peppi sagt: „Schön.“ Ich falte ihre Füßchen auch noch in die Wanne. Sie beginnt zu planschen, Tisch und Sitz werden nass. Sie entdeckt Toni draußen beim Sanitärgebäude. „Toni!“ Ich frage: „Siehst Du auch den Volker?“ „Kolti!“ Ich ziehe den Vorhang auf, damit Toni und Volker sie sehen, wenn sie vom Klo zurück kommen.

Es ist ein Moment, von dem ich weiß: Wenn das ein Film wäre, wenn ich das bei anderen sehen würde, ich würde vergehen vor Neid. Das nackte, herrliche Kind in der altmodischen Waschschüssel, nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil das jetzt unser Leben ist. Wir baden unsere Kinder in Emaille-Schüsseln. Es gibt keine andere Wanne. Peppis Löckchen, ihre kleinen Dreads am Hinterkopf. Ich habe den Moment, aber ich habe ihn nicht. Ich bin mittendrin, aber er ist nicht zu greifen. Es ist, als hätten wir uns in ein falsches Leben geschlichen, das gar nicht unseres ist. Wir kopieren einen Lifestyle, der nicht unserer ist. Aber was ist unserer? Wir waren nicht glücklich in B-felde.

Zurück