Cerbère – Wald hinter Banyoles

Am nächsten Tag dann in der Früh ab Richtung Spanien, Frühstück beim Leuchtturm, dann fängt es an zu schütten. Der Regen trommelt so stark aufs Düdo-Dach, dass ich ein Sprachmemo davon aufnehme. Es donnert auch und blitzt, warum ein Gewitter, welchen Temperatursturz soll es denn geben, es ist doch schon kalt. Das Frühstücksgeschirr lassen wir im Regen stehen, damit es sauber wird. Klappt so mäßig. Nach zwei Stunden lässt der Regen nach, wir fahren weiter, Richtung Spanien.

Der Bahnhof von Cerbère, kurz darauf der Bahnhof von Portbou, ich will Volker weismachen, dass es derselbe sei. Die Grenze ein verlassenes, graffittibesprühtes Häuschen. Change. Der Anblick rührt mich zu Tränen. Daheim in der EU, was für ein riesenhaftes Glück das ist. Denke daran, wie ich nach meiner Spätschicht kurz vor der Brexit-Entscheidung zu Lisa gewankt bin, alle Experten waren sich einig, dass Remain das Rennen machen wird und am nächsten Morgen dann das.

Dann sind wir in Spanien und sofort vermisse ich Frankreich. Es ist doof, zu wissen, dass wir ab jetzt nicht mehr richtig mit den Leuten reden können, sondern nur noch wie zwei Touri-Hirsche. Das erste Mal eine Fahrt ins Ungewisse, also ohne Ziel. Wir wissen nur, dass wir in zwei Wochen in der Gegend um Barcelona sein müssen, weil Lilith und Co. da ankommen. Bis dahin? Der grobe Plan: Einen Schlenker durch Spanien bis ans Ebro-Delta und zurück, wild campen, also frei stehen, klingt beides falsch, jedenfalls: auszuprobieren.

Das Wetter wird nicht besser. Bedeckt, kühl. Wir suchen willkürlich einen Ort unten rechts von uns raus, um das Navi erst mal mit irgendwas zu füttern. Ich glaube, dass die Gegend um Vic schön ist, darum: Banyoles, liegt auf dem Weg dahin, more or less. Wir kommen in bergige Region, bewaldet, agrarisch, ich finde es unspektakulär. Suchen einen Platz, um da zu bleiben oder zumindest erstmal Mittagessen zu kochen. Wir fahren an möglichen Plätzen vorbei. Ein Feldweg führt zu Privat-Anwesen, mehrere kleine Hunde springen kläffend um den Düdo herum. Wir versuchen zu wenden ohne einen zu überfahren. Dann sind wir plötzlich in Banyoles. Das war nicht geplant.

Die Kinder sind wach und quengeln. Banyoles stellt sich als ziemlich große Stadt heraus. Industriestadt? Wir halten an einem hässlichen Park mit Spielplatz, bevor wir aus der Stadt wieder draußen sind. Ich sage, dass ich hier koche, auf dem Gehweg, entscheide mich dann um. Schlappe mit meinen Flipflops den Weg zurück, den wir gekommen sind, da war nämlich ein Obst-und-Gemüse-Laden. Kaufe etwas ein, prompt schon die erste doofe Situation, als der Verkäufer checkt, dass ich ihn nicht verstehe. Ingles, english? Ja, und was wäre dann? Er kann offensichtlich gar kein englisch. No, aleman. Ich schlappe zurück zum Düdo, die Bande ist auf dem Spielplatz. Ich wasche das Obst und mache dabei eine dämliche Schlammpfütze unter der Bank auf der wir sitzen, in die natürlich prompt das Sternchen fällt. Ich habe das Gefühl, dass sich mein Unwohlsein auf die Kinder überträgt. Dann kommt auch noch eine Horde großer Schulkinder von der Schule, nimmt den Spielplatz in Beschlag. Mensch, haben die spät Feierabend, es ist fast fünf am Nachmittag. Es fängt wieder an zu regnen. Wir finden Spanien doof.

Dann rein nach Banyoles, Geldautomat suchen. Es reicht ja nicht, eine Bank zu finden, der Düdo muss da auch noch halten können. Als wir endlich eine haben, ist der Automat außer Betrieb. Ich flipfloppe zum nächsten. Dann raus aus Banyoles, endlich, am städtischen Teich vorbei, der mich an den in Böblingen erinnert. Da wohne ich jetzt ja offiziell und muss von Vodafone-Mitarbeitern Sätze wie „Ah, nette kleine Stadt“ ertragen. Zum Glück durfte der Düdo sein B behalten.

Es wird gleich wieder recht kurvig. Volker biegt ab auf eine beliebige Seitenstraße, sie führt uns zu einer Weggabelung mit einer Wand aus bunt bemalt verblichenen Paletten. Das Thema Palette wirft seinen Schatten voraus. Unser roter Bus passt stilistisch ganz gut davor. Eine Skulptur aus Kupferrohren, ziemlich hoch, mit Kugel oben gibt es auch. Dann fängt das Gewitter an. Ich hole Toni von der Skulptur weg. Lasse sie in den Graben kacken, sie geht in Skifahrer-Pose, ich halte ihre Handgelenke, wir sind gut im Gleichgewicht. Es schüttet, bis alles um den Düdo herum matschig ist. Wir fragen uns, wo die Katze ist.

Das Ding hier ist ein Skulpturenpark, weiter oben ist ein Restaurant, oder Bar oder so was. Später wandere ich mit Peppi hoch, Jazz-Klavier, vom Band oder live? Nur ein Auto steht auf dem Parkplatz, auch ein hippieskes Fahrzeug. Ich koche drin, es geht wahnsinnig schnell mit dem Camping-Kocher. Von den nassen Sachen und vom Wasserdampf ist alles nass. An der Decke bilden sich Tröpfchenfelder. Der Düdo-Himmel ist komplett beschlagen.

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