Embalse de Francisco Abellán – Berg über Lanjarón

Am Vormittag zimmere ich die Kiste für die Paletten-Bauklötze. Wir haben entschieden, dass sie unser Mitbringsel sein sollen, obwohl ich gerne neue gemacht hätte, und den Prototyp, also die ersten acht Stück, für uns selbst behalten hätte. Aber wir haben keine passenden Paletten mehr gefunden. Die von der Schlafstelle beim Imker sind nicht so schön geworden, vor allem sind sie nicht einheitlich, und wie wir feststellen, macht erst die Gleichförmigkeit die Klötze zu einem ästhetischen Objekt. Die fertige Kiste mit den Klötzen sieht so schön aus, dass ich sie am liebsten doch behalten würde. Aber die Lust sie zu verschenken überwiegt, zumal ein Thema dieser Reise ja das Loslassen, hüstel, sein soll. Großzügigkeit. Schenken und darauf vertrauen, dass das Leben uns etwas anderes schenken wird.

Als alles fertig ist, gehen wir baden, unten am Straßen-Strand. Wenn der Schlamm auf der Haut trocknet, wird er ganz hell. Toni will, dass ich ihr einen Schmetterling auf den Rücken male. Nach dem Bad mache ich mit Toni einen wilden Sonnentanz, nackt. Wie meist, wenn wir Sachen machen, die von ferne an hippieske Verhaltensweisen erinnern, komme ich mir vor, als würde ich unrechtmäßig in einem Lebensstil wildern, der mir nicht zusteht.

Die letzte Etappe vor unserem Ziel. Mit feinem Schleifpapier mache ich die Klötze noch glatter. Wir kommen an Granada vorbei, dann hoch nach Lanjarón. Ein Kurort, die Luft herzhaft, der Rasen saftig, Blumenrabatte. Es ist hier oben merklich kühler. Ich rufe Jasper an, verstehe ihn am Telefon schlecht, die erste Befangenheit, Peinlichkeit, ist mein Englisch so schlecht? Ob wir einen Schlitten mit hoch nehmen können, drei Meter lang? Ja klar, aber wozu braucht man in Südspanien einen Schlitten? Sierra Nevada hin oder her. Liegt bei Euch so viel Schnee? Der Schlitten ist eine Rutsche. Slight, slide. Äh, ach so. Wir treffen uns in eineinhalb Stunden an der Tankstelle am anderen Ende des Ortes, soviel ist klar.

Ein Typ mit gestreifter Hippie-Leinenhose klopft an die Düdotür, wir haben ihn schon von weitem gesehen, seine Freundin hat Fotos vom Düdo gemacht. Deutsche, haben wir geraten und hatten recht. Silvio nimmt auf der Schmutzwäschekiste Platz, findet die Ukulele gut und will uns sagen, dass da drüben die beste Quelle von Lanjarón sei. Draußen auf der Bank sind wir dann innerhalb weniger Sätze bei dem Thema, das uns verfolgt seit wir unterwegs sind. Nein, Gott sei dank nicht Impfen, sondern Homeschooling. Meist wenn wir sagen, dass wir unterwegs sind bis Toni in die Schule kommt, ist die übliche Hippie-Reaktion: Was, Ihr wollt Eure Kinder in die Schule schicken??? Keine Ahnung, kommt auf die Schule an. Das Gespräch langweilt mich, ich finde Silvio einen typisch deutschen selbstgefälligen Kotzbrocken und gehe freiwillig mit den Kindern auf den Spielplatz.

Eineinhalb Stunden später an der Tankstelle am anderen Ende des Ortes treffen wir die Familie, bei der wir die nächsten 16 Tage verbringen werden. Unsere erste Workaway-Station.

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