Essaouira, Strandpromenade

Wir finden auf Anhieb die Baumarktgegend. Leider gibt es in den Sanitär-Fachgeschäften aber nur normale Waschbecken in Normalgröße und nicht die kleinen, runden Kupferdinger, die wir suchen. Vielleicht hätte ich doch in der Altstadt besser gucken müssen, schließlich ist es ja auch Touri-Ramsch. Und in den Kachel-Läden gibt es nur moderne Kacheln, wie sie reichen Marokkanern gefallen, nicht die traditionellen, hübschen, die man sonst überall sieht. Das Stop-and-Go zehrt an den Nerven aller.

Ich mache mich zu Fuß auf in die engen Sträßchen rund um dem Bahnhof. Und finde – reiner Zufall – tatsächlich eine Kachelmanufaktur! Die Kacheln sind genau das, was wir suchen, sogar hübscher als alles, was wir bisher gesehen haben, und dazu spottbillig, 4 Dirham das Stück. Die Kachelfabrikanten sind sehr nett und winken mich gleich rein, mir die Zementpresse anzuschauen, mit der die Kacheln produziert werden.

Ich kehre beglückt zum Düdo zurück, kaufe Erdbeeren auf dem Weg, lotse alsdann Volker durch die Sträßchen bis zur Kachelmanufaktur. Wir entscheiden uns für das Modell, das gerade produziert wird, sowie für ein paar kleinere einfarbige, die wir im Schachbrettmuster rund ums Waschbecken legen wollen. Der Kachelmann verrechnet sich um ein paar Dirham als er den Preis zusammenzählt. Ich merke es, sage aber nichts, weil ich es immer noch wahnsinnig billig finde. Meine Haltung zu dem ganzen Preis- und Feilsch-Thema hat sich total gewandelt. Anfangs fand ich es ehrrührig, zu viel zu zahlen und setzte meinen Ehrgeiz darein, mich bloß nicht übers Ohr hauen zu lassen. Mittlerweile finde ich es souverän, wegen ein paar Dirham kein Gedöns zu machen.

Wir schleppen unsere Kachelpakete zum Düdo, ganz schön schwer, dafür dass es ja eigentlich wenige sind. Ohje, da wird an zusätzlichem Spritverbrauch über die Jahre was zusammenkommen. Als wir losfahren, rennt der Kachelmann hinter uns her. Ich kurbele die Scheibe runter, er will mir das restliche Wechselgeld geben, hat seinen Fehler bemerkt. Ich sage, alles okay, stimmt so, komme mir dabei jetzt aber auch komisch vor, wie eine gönnerhafte Almosengeberin.

Wir müssen noch eine Nacht bleiben, wenn wir die anderen Sachen noch besorgen wollen. Das Waschbecken hat Priorität. Das brauchen wir wirklich. Ich klappere alle Altstadtgassen ab, trinke Tee mit Metall-Nippes-Verkäufern, die währenddessen versuchen, das Waschbecken für mich aufzutreiben, erfolglos. Es ließe sich bestellen, aber nur zu Wahnsinnspreisen. Ich versuche es doch nochmal außerhalb der Altstadt, nichts. Nochmal in der Bahnhofsgegend, finde dort einen Sanitärladen, der es für mich bestellen könnte, auch zu einem Wahnsinnspreis. Plötzlich erscheint mir der Wahnsinnspreis von den ersten Metall-Nippes-Laden-Brüdern, die es aus Marrakesch kommen lassen könnten, geradezu moderat.

Muss jetzt aber erst mit den Kindern ins Hammam, es ist für sie und Volker ein Horror-Tag, immer nur rumfahren und warten. So haben die Kinder was Schönes und Volker hat zwei Stunden für sich. Wir kennen das Hammam ja noch von damals, als wir mit Hanna und Annette hier waren. Die Frau, die uns massiert hat, ist leider nicht da, sondern eine andere. Aber wir treten mittlerweile so routiniert auf, dass wir nicht mehr den Kümmer-Reflex wecken und können so ungestört unser Ding machen, auch schön. Unsere zusammengerollte Plastikmatte offenbart, dass wir wissen, wie der Hase läuft. Die ist nämlich das Einzige, was man wirklich braucht, im Gegensatz zu den sogenannten Hammam-Tüchern, die hier kein Mensch dabei hat. Peppi wäscht sich sogar freiwillig die Haare. Eine fremde Frau bietet an, mir den Rücken zu schrubben, ich willige erfreut ein. Ich habe den Eindruck, dass die Frauen es wertschätzen, dass wir dieses Stück marokkanischer Alltagskultur mitmachen wollen. Alle sind sehr freundlich.

Mit nassen Haaren und Pfannkuchen in der Hand kommen wir beim Düdo an. Volker nimmt die sauberen Kinder in Empfang, Toni leider in grauenvoller Stimmung, weil sie auf dem Rückweg diese kleinen Elektrofahrzeuge hinter dem Stadttor entdeckt hat, und unbedingt mit einem fahren wollte. Ich wollte das aber nicht, sondern schnell das Waschbecken bestellen gehen.

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