Essaouira

Am Vormittag steige ich mit den Kindern über die Dünen, male Tiere in den Sand, die Toni erraten muss. Dann an den Kameltreibern vorbei zurück. Toni will Kamelreiten, Volker will auf keinen Fall, also muss ich. Mir ist es auch ein bisschen peinlich, aber ich habe auch Lust. Wir eruieren schon mal die Preise. Die Jungs, die uns gestern schon angesprochen haben, machen es uns für 50 Dirham. Zeigen uns den älteren Herrn in blauer Djellaba, er wird uns führen. Abdul. Wir müssen aber erst Volki und Geld holen.

Das Aufrappeln des Dromedars ist gleichzeitig der Höhepunkt. Chocolat streckt zuerst seine Hinterbeine, dann die Vorderbeine. Wir purzeln fast vornüber. Ich bin froh, dass Toni nicht alleine auf dem Tier sitzt. Wie groß die Füße sind und wie wenig tief die Abdrücke im Sand. Menschenabdrücke sind tiefer. Abdul führt Chocolat am Saum des Wassers entlang, als eine Welle die Füße des Dromedars umspült, tänzelt es seitwärts Richtung Strand. Toni ist erregt. Volker und Peppi erwarten uns mit gezückter Kamera. Abdul will Peppi auch zu uns hoch heben, sie schreit und klammert sich an Volker fest. Peppi ist auf der Reise noch nicht zur Tierfreundin geworden.

Um 14 Uhr wollen wir Hanna und Annette am Busbahnhof abholen. Der Bollerwagen ist gepackt, die Kinder erwartungsvoll. Wir schließen den Düdo ab, da fragt Volker: Wo ist der zweite Schlüssel? Denn wenn der zweite Schlüsselbund, mit Tresorschlüssel, offen im Düdo herumliegt, ist der Tresor nutzlos. Wir suchen. Er ist nirgends aufzutreiben. Wir befürchten, dass wir ihn haben außen stecken lassen und ihn jemand abgezogen haben könnte. Dieser Jemand wartet jetzt, dass wir weggehen, dann steigt er ein und fährt weg, mit unserem Düdo, unserem Zuhause.

Wir schreiben Hanna und Annette eine Nachricht, dass wir nicht loskommen. Wir sind alle enttäuscht. Wir suchen und suchen. Ich whatsappe mit Hanna, wo wir uns jetzt treffen. Leider haben wir keinen Stadtplan von Essaouira. Wieder so ein komplizierter Nebenhandlungs-Strang: Iphone-Hotspot an, Laptop an, auf Google Maps gucken, Google Maps kennt die Straßennamen nicht, die Hanna schickt. Die Transkription arabischer Worte in lateinische Schrift ist nicht vereinheitlicht.

Wenn wir den Schlüssel nicht finden, müssen wir die Schlösser austauschen lassen, denn der potentielle Jemand könnte uns natürlich überallhin folgen und auf seine Chance warten. Wir können den Düdo nicht allein lassen, bevor wir den Schlüssel gefunden haben. Volker fährt mit uns allen zur Stadtmauer, ich springe raus und halte Ausschau. Als ich zurück zum Düdo komme, steht Hanna davor, wir fallen uns in die Arme.

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