Furnas – Amado

Als wir aufwachen, sind wir fast allein auf dem Parkplatz, nur der Düdo der dünnen Österreicherin mit den langen Rastas und der Kleintransporter mit Berliner Kennzeichen ist noch da. Volker sagt, dass wir die Schnittmenge der beiden sind: Düdo mit Berliner Kennzeichen. Eine Frau, die aus dem Kleintransporter kommt, sagt „Excuse me“, weil ihre Köter kläffen und mich fast anspringen, als ich vom Meditieren zurückkomme. Ich sage „Kein Problem“ und nicht „No Problem“, weil ich denke, dass sie vielleicht das B auf unserem Düdo noch nicht gesehen hat. Später höre ich aber, wie rund um den Transporter englisch und nicht deutsch gesprochen wird. Schon wieder was falsch gemacht. Wir haben sonst keinen Kontakt mit den Leuten.

Der Himmel ist bedeckt, das Meer wild. Die Flut schwappt über den Sandhügel, hinter dem wir am Strand sitzen, bildet einen kleinen See. Bevor er versickert, kommt schon der nächste Schwall. Es regnet nicht wirklich, aber die Luft ist so feucht, dass sich winzige Wassertröpfchen auf den Brillengläsern absetzen und die Haare so salzig und nass machen, dass es aussieht, als hätte man gebadet.

Mittags fahren wir ab, das einzige Ziel ist, Internetempfang zu finden. Wir wollen nach Carrapateira, wo die anderen gestern waren.

Parkplatz hoch über dem Strand, Infrastruktur: Fünf Balken Handyempfang, Surfschulen, Snack-Büdchen, Klos. Neben uns parkt ein Wohnmobil mit dem klassischen Rentnerpärchen ein, der Mann drückt Volker sofort ein Gespräch, Volker geht freundlich auf den Smalltalk ein, lässt sich Reisetipps erteilen, ich grolle, weil wir keine Tipps brauchen und wie immer dringende andere Pläne haben. Volker hat einen neuen Auftrag angenommen und das Blog muss aktualisiert werden, dafür sind wir ja hier her.

Irgendetwas müssen wir an uns haben, das andere Leute dazu verleitet, uns Ratschläge zu erteilen. Wir sind jetzt neun Monate unterwegs. Und wirken offenbar immer noch wie ein Paar tapsiger Welpen. Werden ständig von Leuten belehrt, die viel kürzer als wir gereist sind.

Ich gebe natürlich Volker die Schuld dafür. Er sperrt Augen und Mund weit auf und saugt scheinbar alles begierig auf, was ihm erzählt wird, fragt neugierig nach und staunt bereitwillig jeden an, den wir treffen. Deshalb mögen ihn alle so gern.

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