Imsouane – Essaouira

Ich verbringe den Vormittag mit Toni und Peppi am Strand. Neben uns errichtet eine Surfschule ihr Lager, wir gucken interessiert zu, wie sich die Leute in ihre Neoprenanzüge schälen und blaue Streifen ins Gesicht malen. Bunter Sonnenschutz ist offenbar immer noch (wieder?) in. Die Sonne knallt so sehr, dass ich Peppi nicht nackig rumhüpfen lassen will, denn wir haben leider keine Sonnencreme dabei. Sie bettelt: Nackidei! Toni läuft selbständig zum Wasser, Peppi hinterher. Es geht hier so flach rein, dass ich keine Angst habe. Was für ein gleißender Sommertag!

Natalia, die Surferin, und ihre Tochter Marie stehen pünktlich um eins auf der Matte, wir essen noch den Fisch auf, den ich am Hafen gekauft habe, leider gab es keinen Seeteufel, ich weiß nicht, wie dieser heißt, aber er schmeckt und es geht mit den Gräten. Dann die kurvige Straße mit dem grandiosen Ausblick aufs Meer, die zurück zur Nationalstraße führt. Als wir im Dezember mit Hanna und Annette hier lang sind, kam uns die Straße wahnsinnig schmal und abenteuerlich vor, jetzt kurvt Volki routiniert hoch. Damals war alles braun, wir dachten ausgedörrt, aber es war bloß, weil auf den Feldern noch nichts wuchs. Jetzt, drei Monate später, wogt der Weizen grün im Wind. Alle Kinder schlafen ein. Ich setze mich auf die Schmutzwäschekiste und unterhalte mich mit Natalia.

Sie ist Russin, lebt aber in Prag. Hat sich kürzlich von ihrem Mann getrennt, einem Ukrainer. Maries Bruder, auch erst sieben, ist bei ihm geblieben, für die ganzen vier Wochen. Im Sommer zieht sie nach Hongkong, weil sie da eine Stelle an der Uni bekommen hat. Sie ist Linguistin. Auch da kommt nur Marie mit, nicht der Bruder, das Geld reicht nicht für zweimal Internationale Schule.

Sie ist mit einem marokkanischen Freund die Küste herunter bis in die Westsahara gecouchsurft, der Freund ist jetzt zurück nach Rabat. Sie also allein mit Marie unterwegs. Sie praktiziert verschärftes Couchsurfen, und zwar spricht sie einfach Leute am Strand an, ob sie bei ihnen schlafen können, sie könne 100 Dirham zahlen. Die meisten Leute seien einverstanden, und es sei billiger als Hostel. Ich nicke etwas dämlich.

Ich gehe mit den Kindern nochmal in unser Hammam im Essaouira. Diesmal ist es nicht ganz so schön wie letztes Mal, erstens steht die Tür offen und es zieht, ich traue mich aber nicht, sie zu schließen, weil ich glaube, dass die dicke Masseurin sie aufgemacht hat, weil es ihr sonst zu heiß ist bei der Arbeit. Dann kriegt Peppi Hammam-Seife in die Augen, brennt fürchterlich. Eine Frau, die sieht was Sache ist, schüttet Peppi einen Schwall Wasser ins Gesicht. Prinzipiell sicher ein vielversprechender Ansatz, aber das Resultat ist, dass Peppi noch lauter weint. Ich habe sie wieder nicht gut genug beschützt, dabei muss man im Hammam immer sehr darauf achten, dass niemand sie mit Wasser überschüttet oder abschrubbt, das geht schneller als man gucken kann.

Ich hole unser Waschbecken.

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