Imsouane – Tamri

Am Morgen atmet das Hündchen auch noch. Ich bilde mir ein, dass es etwas kräftiger aussieht, obwohl immer noch so viele Fliegen auf ihm sitzen. Und diese fiesen braunen Wanzen. Die Schweizer auf den Fahrrädern, die gestern angekommen sind, haben ihm gerade Sardinen aus der Dose gegeben, es hat gefressen. Sati und ihre Eltern reisen ab, sie halten die Mückenplage hier nicht mehr aus. Wir reisen auch ab. Die Schweizer übernehmen den Staffelstab der Hundebaby-Betreuung. Sie bauen ihnen sogar ein kleines Steinhäuschen. Die Hündchen bekommen heute so viel zu fressen, dass sie am Ende gar nicht mehr mögen. Schlimmerweise frisst die Mutter nicht mehr, nicht mal eingeweichtes Trockenfutter, das Sati kurz vor ihrer Abreise noch vorbeibringt. Sie haben ja selbst einen Hund dabei, und daher auch Futter.

Vor der Dusche liegt eine Ratte neben ihrem Kopf, ein Festschmaus für die Ameisen. Der Campingplatzmensch lacht und sagt, dass das „the kids“ gewesen seien. Er nimmt die beiden Rattenteile und schmeißt sie zwei Meter weiter in den Staub. Der Campingplatz scheint – verglichen mit vor vier Monaten – auf dem absteigenden Ast zu sein. Im Wasser, das wir uns aus den Hähnen abfüllen, schweben längliche Partikel. Aus den Duschen kommt entweder kochendes, eiskaltes oder gar kein Wasser. In den Kloschüsseln schwimmen so viele Fruchtfliegen, dass man sich ekelt draufzupinkeln. Und dann eben die Mücken und die normalen Kuhfliegen. Endzeitstimmung.

Als wir in den Düdo steigen und vom Campingplatz rollen, leben noch alle fünf Welpen und die Mutter, wir drücken ihnen die Daumen.

Die Stelle am Strand hinter Tamri sagt uns nicht so zu, obwohl verschiedentlich empfohlen bekommen. Undurchsichtige Mischung aus Touristen und ärmlichen Typen, verheißt irgendwie nichts Gutes. Ein deutsch radebrechender Snack-Verkäufer will uns so hartnäckig sein Zeug andrehen, dass ich schließlich einen Blick in seinen Korb werfe. Als er den Preis für ein winziges Erdnuss-Tütchen nennt, setze ich mich schnell wieder hin. Wir wollen ja eigentlich überhaupt nichts, finde es deshalb nicht fair, dass er mich implizit als geizige Deutsche beschimpft. Volker bietet ihm trotzdem was zu trinken an. „Gern, eine Cola bitte“, sagt der Typ, als wäre der Düdo eine rollende Strandbar. „Wir haben nur Wasser“, sagt Volker. „Okay, dann Wasser“, sagt der Typ. Er spuckt den ersten Schluck aus, als hätten wir ihn vergiften wollen. „Das ist ja warm! Habt ihr kein Kaltes?“ Als er abzieht, sage ich so laut, dass er es hören könnte: „Was für ein Arschloch.“ Aber ich will ja eigentlich keine Arschlöcher mehr sehen, sondern nur noch Menschen, die versuchen, sich Bedürfnisse zu erfüllen. Ich habe sogar eine Vermutung, welches es in diesem Fall gewesen sein könnte, nämlich das nach Gleichwürdigkeit.

Wir fahren vor Sonnenuntergang weiter, suchen eine bessere Stelle.

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