Málaga – Torreguadiaro

Volker drängt zum Aufbruch, runter vom Carrefour-Parkplatz, endlich. Wir kommen an einem buntbemalten Bus mit Rosenheimer Kennzeichen vorbei, auf dem steht „we are swingers“ und eine Telefonnummer. Es gibt so verrückt viele Arten, sein Leben zu führen. Mein Bedauern darüber, dass ich die allermeisten niemals kennenlernen werde. Nicht nur keine Swinger, deren Nummer ich nicht wählen werde. Sondern auch sonst so viele nicht. Weil mir Mut fehlt. Und weil es für mich immer so anstrengend ist, auf Fremde zuzugehen. Weil meine Neugierde selten so groß ist, dass ich die Anstrengung, mich selbst zu überwinden, auf mich nehme. Wir halten auf einem Parkplatz mit Blick aufs Meer, die Hälfte der Fläche ist Pfütze, in Málaga gab es gestern ein Unwetter, zum Glück waren wir da noch in Nerja. Heute wieder strahlende Sonne. Ein Düdo aus Berlin, Toni geht hin, um zu gucken, ob Kinder drin sind. Leider nein. Es sind sechs Jungs, die Straßenmusik machen. Mein Bedauern darüber, nicht einer von den sechs Jungs zu sein.

Während Volker mit den Kindern am Strand ist, hänge ich die Zahnbürstentasche auf und probiere die Lichterkette anzutackern. Der Tacker tackert nicht mehr. Zur Kompensation bohre ich mit dem einen von unseren beiden Lochbohrern – mit dem, der auf unseren Akkuschrauber passt, aber einen zu kleinen Durchmesser für den Kabelschlauch hatte – Löcher in die kleine Holzkiste, damit Obst und Gemüse atmen können. Bringe die Rollen an, damit wir sie vorrollen können, statt sie vorzuzerren. Rollt super.

Dann lassen wir Málaga endlich hinter uns, erstmals seit Wochen geht es eine Strecke entlang, die wir voraussichtlich nicht wieder zurück fahren werden. Aufbruchsstimmung.

Volker ist begeistert von unserem selbstgefundenen Stellplatz hinter einem Bambuswäldchen. Ich finde es recht sumpfig und befürchte Moskito-Invasion. Am Strand spielt Toni, dass wir eine Reise machen. Sie spielt ständig eine nur minimal verschobene Realität: „Ich wär ein Kind und du wärst die Mama...“ Äh, ja, gern.

Allerhand vom Unwetter Angeschwemmtes, Treibholz, Orangen, Anglermüll. Wir finden handtellergroße Muscheln, und Peppi findet eine Plastikflasche nach der anderen. Wir stellen sie heimlich wieder ab. Es fühlt sich nicht gut an, Müll auf den Strand zu stellen, auch wenn unser Kind den Müll eben hier vor 30 Sekunden aufgehoben hat. In Cabo de Gata habe ich noch einen Müllbeutel aus dem Düdo geholt und wir haben eingesammelt, aber hier bräuchten wir einen ganzen Container.

Im Westen leuchtet der Affenfelsen von Gibraltar lila im Sonnenuntergang. Da wollen wir morgen hin. Toni will ein Eis haben, wir haben ihr auch eines in Aussicht gestellt, in Unkenntnis der nicht vorhandenen Infrastruktur an diesem Strand. Sie weint. Eigentlich ist der Plan, heute doch noch weiter zu fahren, also wieder Nachtfahrt mit den schlafenden Kindern, um morgen früh gleich näher an Gibraltar zu sein, sind dann aber doch zu müde, also ich bin zu müde.

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