Nerja – Málaga

Wir nutzen ausgiebig das Höhlen-Klo, schließlich werden wir ja als zahlende Kunden reingehen, in die Höhle. Noch ist die Höhle aber zu, nur das Klo ist schon offen. Man zieht an einem Automaten die Tickets für einen bestimmten Zeitslot. Wir sind eine Viertelstunde vorher da und gehen vorsorglich nochmal pullern. Plötzlich sind wir Touristen inmitten anderer Touristen. Bevor es in die Höhle reingeht, wird auf einer Kinoleinwand eine Slide-Show zum Thema „Was alles in der Höhle verboten ist“ gezeigt. Man soll vorher nochmal pullern gehen, weil es in der Höhle selbst kein Klo gibt. Haben wir ja gemacht. Man soll nicht laut sprechen. Und so weiter. Los geht’s. Es gibt eine Führerin, aber sie sagt kein Wort, denn es gibt ja die Audioguides. Sie bleibt nur an den jeweiligen Stellen stehen, dann lauschen alle in ihre Kopfhörer. Ich flüstere Toni zu, was der Audioguide sagt, denn sie hat leider keinen bekommen, weil Kind. Sie will ihn selbst haben, ich gebe ihn ihr, und bin nun meinerseits abgeschnitten von den Informationen, was es mit der Höhle nun auf sich hat. Ziemlich bald flüstert Toni mir zu, dass sie pullern muss. Ich sage, dass wir dann raus müssen aus der Höhle und nicht wieder rein dürfen, der Fall wurde in der Slide-Show ja erörtert. Das will sie auf keinen Fall. Also weiter. Toni macht sich Sorgen, dass die Stalagtiten auf uns runterfallen könnten. Sie will jetzt doch raus. Aber wir sind mitten drin. Und Teil des Pulkes. Ich mutmaße, dass zurück weiter ist als voran. Ich mache noch ein Foto von Toni in der Höhle, es ist wahnsinnig unscharf weil erstens megalange Belichtungszeit weil dunkel und zweitens weil sie auf und ab hopst wegen dringend müssen.

Volker fragt, was ihr am besten gefallen hat. Toni sagt: „Der Film am Eingang.“

Wir sind abfahrbereit, aber Katharina ist weg. Wir warten. Peppi schläft ein. Wir hören irgendwo Katzengefauch, aber als wir trillern und locken, ist wieder alles still. Der Plan, heute bis Málaga zu kommen, rückt in weite Ferne. Wir müssen bleiben. Mit der Trillerpfeife trillernd ziehen wir übers Gelände. Nichts.

Volker packt die Kinder ein, gen Spielplatz. Immerhin haben wir die Höhlen-Infrastruktur. Ich bin beauftragt, irgendwas Organisatorisches am Computer zu erledigen, als ich mich hinsetze, höre ich wieder Katzengefauch. Ich steige aus, wildentschlossen Katharina zu finden. Durch Gestrüpp stake ich in die Richtung, in der ich das Geräusch verorte. Eine Betonmauer, vielleicht ist die Katze dahinter. Die Mauer ist zu hoch. Ich folge dem Lauf der Mauer, sie fasst einen Garten am Hügel ein, der Weg geht über totes Holz und die üblichen verrosteten Bierdosen. Ich bin in Socken in Flipflops geschlüpft, nicht gerade offroad-tauglich.

Ich lunse über die Mauer. Ein Trampolin, daneben zwei drahtige Katzen, die nicht Katharina sind. Sie starren mich an, mit einer Mischung aus Angriffslust und Schuldbewusstsein. Ich scanne den verwilderten Garten ab, meine Intuition sagt mir, dass Katharina hier ist. Aber wo? Sie hockt unter dem Trampolin. Verletzt? Die beiden Kampfkatzen ziehen ab, sie haben kapiert, dass Katharina Verstärkung bekommen hat. Katharina kommt vor, augenscheinlich unversehrt. Sie maunzt herzerweichend. Und findet den Weg über die Mauer nicht, dabei führt ein schmales Steintreppchen gerademang zu mir. Ich versuche, sie statt dessen zur Gartenpforte zu lotsen, da gäbe es auch ein Entkommen. Aber gegenüber legt ein riesiger Border-Collie sich ins Zeug, klettert fast über seinen Maschendrahtzaun, Katharina verzieht sich wieder unter das Trampolin.

Als sie den Ausgang gefunden hat, ist sie schneller am Düdo als ich.

Wir kommen immerhin bis good old Torrox. Der Platz, an dem wir das zweite Mal gestanden haben, ist frei. Wir wollen aber nicht über Nacht bleiben, nur die Kinder nochmal an den Strand lassen und zu Abend essen. Dann der Plan Nachtfahrt bis Málaga . Hinter dem Düdo ist eine riesige Pfütze. Hier hat es die letzten zwei Wochen natürlich auch dauernd geregnet, wir sind ja keine 50 Kilometer von Almuñécar entfernt. Peppi macht sich alles nass, ich schimpfe Volker deshalb aus.

Der Carrefour-Parkplatz in Málaga ist diesmal voller Wohnmobile. Morgen ist Feiertag in Spanien, aber nicht Nikolaus, sondern irgendein anderer, jedenfalls müssen wir bis 22 Uhr alles eingekauft haben, was wir brauchen. Ich kaufe für Nikolaus spanische Weihnachts-Süßigkeiten auf dem Tablett, spontan eine Lichterkette für den Düdo und mir billige Turnschuhe. Danach schlüpft – viertel vor zehn – Volker nochmal rein, kauft den tragbaren Lautsprecher mit USB-Eingang. Im Schein der Lichterkette hören wir Musik im Düdo, unser Weihnachtsgeschenk für uns alle. Nur heute Abend, danach verschwindet sie bis Weihnachten in den Untiefen des Kofferraums, die Musik.

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