Ouirgane – Marrakesch, Camping Ourika Camp

Es dauert immer noch lange, bis wir aus dem Atlas raus sind. Volker ist besessen von der Idee, ein Foto vom Navi zu machen, das zeigt, wie scharf die Kurven sind, aber irgendwie sieht es auf dem Navi nie so abenteuerlich aus wie in Wirklichkeit. Dann plötzlich flaches, unspektakuläres Agrarland, wir fahren auf Marrakesch zu. Am Straßenrand parken dicke Autos, dahinter picknicken Familien, Sonntagsausflug. Es ist bedeckt und kühl.

Der Campingplatz ist der teuerste auf dem wir in Marokko bisher waren. Als kein warmes Wasser aus der Dusche kommt – beide Kinder sind schon nackt – packt mich heißer Zorn. Bebend vor Wut hole ich Volker, zur Betreuung der nackten Kinder, und stapfe zur Rezeption, verkünde im Tonfall eines größeren Notfalls, dass es kein warmes Wasser gebe, die Situation sei dramatisch, ich allein mit zwei frierenden, weinenden Kindern. Der Campingplatzmensch ist alarmiert, er rennt förmlich zur Dusche, probiert den Wasserhahn in der Männerdusche, aus dem kommt heißes Wasser. Ich sage, dass ich aber nicht hier, am Wasserhahn in der Männerdusche duschen wolle, sondern in der Dusche der Frauendusche. Er kommt also mit, dort sind die Kinder und Volker, leider quietschfidel und nicht weinend. Er dreht den Mischhebel nach blau, und nach wenigen Momenten sagt er, mit einer Mischung aus Empörung und Erleichterung: „C’est chaud.“ Ich kann es nicht fassen. Habe ich wirklich nur Rot und nicht probehalber auch die andere Richtung ausprobiert, obwohl das doch zum Einmaleins der Marokkoreisenden gehört?  

Als ich ihn hinterher auf dem Campingplatz sehe, laufe ich ihm hinterher und entschuldige mich. „Pas de problème“, sagt er.

Es regnet. Durchs Dachfenster kommt Wasser.

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