Ounagha – Essaouira

Leider reisen die Franzosen gen Marrakesch, haben dort Wichtiges zu erledigen, und wir haben Wichtiges in Essaouira zu erledigen, nämlich alles einkaufen, was wir für den Düdo-Umbau noch brauchen: Waschbecken mit Schlauch und Zubehör, Kacheln, Gaskochplatten, Decken um daraus Sitzbezüge nähen zu lassen, außerdem einen Teppich für Heike, unser erster Auftragskauf. Großeinkauf im Carrefour, auch bitter nötig.

Heute hat sogar die Alkoholabteilung offen. Zum ersten Mal bin ich an einem Tag, der nicht Freitag ist, im Carrefour. Freitags hat die Alkoholabteilung nämlich zu, und kurioserweise war an allen bisherigen Tagen, an denen ich in Marokko in einem Carrefour war, immer Freitag. Ich kaufe – endlich – die Weinempfehlungen des WDR-Redakteurs a.D. Und aus Versehen einen Sechserpack Eis statt einem Viererpack.

Peppi schläft noch, als ich zurückkomme, Volker und Toni wollen beide zwei Eis, aber ich will nicht zwei, eigentlich will ich nicht mal eins. Nicht, während bettelnde Kinder um den Düdo herumstreichen. Ich schenke also zwei Eis dem verhältnismäßig unpenetranten Jungen, der mit seinem Freund jetzt etwas weiter entfernt bei den Einkaufswägen lungert. Man soll das ja nicht machen, andererseits ist diese Form der Zuwendung sicher auch nicht schädlicher als 99 Prozent der herkömmlichen Entwicklungshilfe.

Mutig geworden, wählen wir diesmal den engen PKW-Parkplatz am Hafen, ist einfach viel näher in die Stadt. Möwen landen auf dem Düdo-Dach, es klingt, als würden gefährliche Kämpfe über unseren Köpfen ausgetragen. Müssen an Hitchcocks „Vögel“ denken. Wir stellen fest, dass wir beide den Film nie gesehen, aber trotzdem Bilder vor Augen haben.

Ich kriege nichts, was auf der Einkaufsliste steht. Mir fällt ein, dass es Waschbecken sicher eher außerhalb der Altstadt gibt, die voller Touri-Nippes ist. Die Decken, die ich so wunderschön in Erinnerung habe, sind eindeutig Industrie-Ware. Habe mittlerweile so viel Teppich-Expertise, dass ich das gleich am viel zu regelmäßigen Webmuster erkenne. Sie sind auch nicht dicht gewebt, sondern die Fäden lassen sich auseinanderschieben. Außerdem fassen sie sich ganz komisch an, der Verkäufer erklärt, dass sie mit irgendeiner Chemikalie gegen Motten behandelt seien. Ich kaufe keine, sondern lasse mir vom Verkäufer erklären, wo die Gegend für Waschbecken und Kacheln sei. In der Nähe vom Bahnhof.

Unverrichteter Dinge sammle ich meine Familie am Strand ein. Wir gehen ausnahmsweise essen, in einer der Fischbuden am Hafen, in denen wir schon mit Hanna und Annette waren. Pünktlich geht die Sonne unter. Krabben und Tintenfische sind lecker, mit dem gegrillten Fisch haben wir diesmal irgendwie kein Glück. Die Kinder, die uns sonst immer allen Fisch weg essen, wollen heute kurioserweise nur Pommes.

Die ganze Nacht ist Möwen-Radau auf dem Dach.

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