Puebla de Don Fadrique – Embalse de Francisco Abellán

Der nette Holländer am nächsten Morgen sagt, dass es außen 5 Grad waren und im Wohnmobil 15. Bei uns war es sicher nicht wärmer. Wir zeigen den Düdo, und er fragt etwas fassungslos, ob wir uns kein echtes Wohnmobil für unsere Reise kaufen wollen. Noch verstehen wir die Frage überhaupt nicht. Einen hässlichen Joghurtbecher statt unserem geilen Düdo? Natürlich nicht. Ein paar Wochen tiefer im Herbst werden wir die Vorteile der Joghurtbecher klarer sehen.

Er spricht fließend deutsch, aber jetzt sucht er nach Worten, sagt, dass er etwas ausdrücken möchte, er legt die Hand aufs Herz und deutet eine Verbeugung an. „Meine tiefste...“ sagt er. Ich frage: „Hochachtung?“ „Ja, genau, Hochachtung.“ Ich freue mich. So voller Emphase hat es noch keiner ausgedrückt, aber „toll was ihr macht“, „würde ich auch gern machen“ – so was hören wir oft auf der Reise. Und doch ist es wie immer: Einerseits lechze ich nach Anerkennung und Bestätigung, wohl auch nach Neid. Doch wenn ich es bekomme, kommt es nicht wirklich bei mir an.

Toni, die auf ihrem Laufrad einen Bürgersteig entlang schlingert. Links ein hoher Bordstein, rechts eine Bruchkante, dahinter steiniges Brachland. In der Mitte, etwas unkontrolliert, meine Tochter. Alles geht gut.

Die Holländer füllen ihren Wassertank auf, machen sich abfahrtbereit. Ich verabschiede mich, um mit den Kindern Walnüsse sammeln zu gehen, am Rande der Allee die wir gekommen sind. Toni will irgendwie nicht mitmachen. Peppi sammelt auch lieber alte Bierflaschen auf.

Wir brettern weiter durch den wilden Westen. Ich schreibe Jasper und Steph eine Mail, dass wir sehr wahrscheinlich übermorgen da sein werden: „We advance much faster than in France“. Wir steuern wieder einen Embalse an. Bei Purullena fährt Volker am Kreisverkehr in die falsche Richtung, wir halten im nächsten Ort, pullern und wenden. Die richtige Straße führt uns erst an ein Plateau hoch über dem Embalse. Der Blick ist schön, der Platz unglaublich vermüllt. Wir wollen runter ans Wasser. Die Straße ist eng und kurvig, teilweise von rechts halb verschüttet von Steinlawinen, nach links bricht der Asphalt stellenweise weg. Aber wir müssen weiter, wenn wir nicht im Rückwärtsgang wieder hoch wollen. An der ersten Parkbucht wendet Volker, weil er lieber gleich in Fluchtrichtung stehen will. Eine junge Frau, die offenbar ihren Hund hier spazieren führt, will in der selben Parkbucht wie wir parken, wir sollen etwas vorfahren. Wie fast alle Spanier die wir treffen, spricht sie kaum ein Wort englisch, ich radebreche meine Spanischbrocken.

Wir gehen die letzten paar hundert Meter zu Fuß. Die Straße endet als Strand. Bevor es den Stausee gab, hat die Straße mal wohin geführt, jetzt führt sie nur noch ins Wasser, und wird wohl auch deshalb nicht mehr unterhalten. Das Wasser ist genauso türkis wie am letzten Embalse, die Landschaft möglicherweise noch postkartenhafter, nur die Stille ist nicht ganz so absolut. Man kann von Zeit zu Zeit Motorengeräusche erahnen. Zwei Angler.

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