Saintes-Maries-de-la-Mer – Portiragnes

Frühstück drin, der Boden ist zu morastig. Mehr und mehr Autos fahren auf den Parkplatz, wir geraten in Panik. Schnell ausparken solange es geht. Volker macht mit den Kindern eine Entdeckungstour zu den Stieren, ich packe in großer Eile alles ein. Wir stellen uns so, dass wir leicht rauskommen und vergessen zum ersten Mal das serielle Foto. Wir schummeln und machen eins auf der neuen Position.

Dann eine kleine touristische Runde durch die Camargue, aber an der Stelle an der die große Runde zu den großen Lagunen starten würde, entscheiden wir uns dagegen und für den Strand, die Kinder sind quengelig, es würde keinen Spaß machen. Sowieso wäre hier Pferd oder Fahrrad das bessere Fortbewegungsmittel. Ich gehe mit den Füßen in die Lagune an der wir stehen, der Boden ist aus sehr weichem Schlamm. Man sieht unter Wasser noch die Krusten, die sich in der Sonne gebildet haben, obwohl längst alles wieder überschwemmt ist.

Der zweite Strandbesuch kommt nicht an den ersten ran, Volker drängt zum Aufbruch. Picknick mit Baguette, Tomate, Stiersalami. Wir wollen zum Campingplatz, den Traute empfohlen hat, eine weite Etappe, 102 Kilometer.

Die Camargue, bzw. Reisfelder und Stiere, ziehen sich doch weiter als gedacht. Auf der ganzen Strecke immer wieder rechts Binnengewässer, links das Meer, aber das sieht man nicht. Wir verfahren uns im Dunstkreis von Montpellier, weil es schwer ist zu erkennen, welche Spur das Navi auf großen Straßen meint. Quetschen uns durch eine hässliche Wohngegend, ockerfarbene Einfamilienhaus-Siedlung. Zum Glück führt uns das Navi raus und wieder auf die große Straße.

Der Campingplatz ist riesig. Wir sind skeptisch. Parken am Zaun, Inspektion zu Fuß, Resultat: Seit gestern hat er zu, Saisonende. Wir hätten aber auch nicht hier bleiben wollen. Zehn Kilometer zurück, wo Volker ein Schild zu einem anderen gesehen hat, inmitten von Schilf. Er entpuppt sich als synthetische Kleinstadt, mit Türsteher und Rezeption. Keine Preistafeln, aber es sieht schick und teuer aus. Neben dem Plastikdorf wird gerade ein Event vorbereitet. Unter einem großen weißen Zelt stehen Tische, die aussehen wie überdimensionierte Eieruhren. Junge Menschen machen Selfies. Wir fahren weiter, zum nächsten France Passion-Ziel, zurück nach Agde und dann nochmal ein paar Kilometer ins Landesinnere. Sobald wir dort sind, ist es schöner als an der Küste, wo es voll und irgendwie unangenehm war. Die Domaine heißt Haute Roque und wir sehen tatsächlich ein fürstliches Anwesen auf einem Hügel. Das wird es wohl sein und das ist es tatsächlich.

Ein schlaglöchriger Weg führt zum Schloss. Oben pfeift der Wind, krumme Pinien, ein dürres halb blindes Pferd, man sieht die einzelnen Rippen. Wir klingeln an einem roten Tor. Eine alte kleine Frau kommt, erst eher kurz angebunden, dann immer freundlicher als wir fragen, was man kaufen kann. Wir kaufen Olivenöl, Oliven, dann noch Kichererbsen als sie erzählt, dass sie keinen Wein mehr anbauen, sondern Kichererbsen. Es windet so stark dass ich ewig fürs Abendessen brauche, dabei muss nur Gemüse gedünstet werden, um den Couscous aufzupeppen, der von gestern übrig ist. Gestern gab es Couscous pur, wegen der Mücken. Wir essen wieder drin. Volker findet es unheimlich hier. Die großen Gebäude und man weiß nicht, wie viele Leute wo wohnen.

Abends Campingplatz-Recherche. Es ist nicht leicht. Wir sind in keiner schönen Ecke, sondern im touristischen Teil der Mittelmeerküste. Aber vielleicht ist die auch überall touristisch. Campingplätze sind so was wie Robinson-Clubs hier. Ich finde einen hübschen naturbelassenen, genau was wir wollen, allerdings an der Cote-d’Azur, viel zu weit weg. Hätten wir vorgestern recherchiert, hätten wir die Richtung einschlagen können, aber jetzt bräuchten wir zwei Übernachtungen um hinzukommen.

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