Skhirat – Asilah

Im Morgengrauen rumpelt Volker uns nach Salé. Ich wollte hier noch mal hin, in erster Linie um die knusprigen Blätterteig-Süßigkeiten zu kaufen, die uns vor fast fünf Monaten hier so gut geschmeckt hatten. Wir dachten, dass wir die ab jetzt immer essen würden, haben sie aber nirgends sonst je wieder gesehen. Nachdem wir in den letzten 48 Stunden so viel Strecke gemacht haben, können wir wieder ein bisschen Tempo rausnehmen.

Wir stellen uns auf einen als solchen ausgewiesenen Parkplatz, es fehlt aber der übliche Wegelagerer in gelber Warnweste, der Berufsbekleidung der Parkplatzwächter. Toni bettelt um einen Dirham, um bei dem Kiosk nebenan, der gerade sein Metallgitter geöffnet hat, Bonbons zu kaufen. Sie kommt zurück mit Bonbons und dem Dirham. Der Verkäufer hat ihr die Bonbons geschenkt. Ich sage ihr, sie soll den Dirham der alten Frau geben, die gerade mit geöffneter Handfläche an den Düdo herantritt.

Als ich Joghurt und Brot an dem Kiosk kaufe, antwortet der befragte Verkäufer, dass wir hier ohne Sorge stehen könnten, es gebe einen Wächter. Bloß: Wir sehen keinen. Stattdessen harrt ein ärmlicher Typ in unserer Nähe aus, zieht manchmal ein Buch aus seinem verschlissenen, roten Jutebeutel, blättert fahrig darin herum, nähert sich immer wieder irgendwie seltsam dem Düdo. Volker will lieber hier bleiben, schickt mich alleine zum Einkaufen in die Altstadt.

Noch mal, das voraussichtlich letzte Mal, ein Marokko-Einkauf in großem Stil. Zwei Kilo Süßigkeiten, zweieinhalb Kilo Datteln, ein Kilo Mandeln, ein halbes Kilo Walnüsse, ein Kilo Oliven, ein Kilo eingelegte Zitronen, Melonen, Bananen, Orangen. Zurück nehme ich ein Taxi. Der Taxifahrer kürzt beim links Abbiegen so stark ab, dass wir quasi als Geisterfahrer auf der falschen Straßenseite rasen. Gefühl von Freiheit.

Volker vermutet mittlerweile, dass der ärmliche Typ mit dem Buch der Wächter ist. Wir geben ihm beim Wegfahren jedenfalls fünf Dirham fürs Aufpassen oder für was auch immer.

Toni muss dauernd aufs Klo, es kommt aber kein Pipi, stattdessen tut die Muschi weh. Toni krümmt sich zusammen und weint. Alles deutet in Richtung Blasenentzündung. Verdammt. Immer ist irgendwas. In Rabat gibt es wahrscheinlich bessere Kinderärzte als in Asilah, falls wir einen brauchen, aber deshalb jetzt in Rabat bleiben? Ich lege mich mit Toni hinten aufs Bett, singe vor, bis wir beide einschlafen. Der Düdo brummt gen Norden. Als Peppi in ihrem Kindersitz aufwacht, bringt Volker sie uns auch nach hinten, wie ein Hundebaby. Als heißer Schmusehaufen schlafen wir alle wieder ein, Katharina schläft daneben. Wir wachen erst kurz vor Asilah auf.

Als echte Kenner der Stadt finden wir ohne Navi einen der Campingplätze, deren Existenz letztes Mal so entschieden verleugnet wurde. Toni geht es etwas besser.

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