Taghazout – Imsouane

Nach dem Frühstück fahren wir wieder zum Hostel. Der Vater wollte dort morgens noch einen Brief an Momo abgeben, den wir bitte mit nach Berlin nehmen sollen. Der Brief ist natürlich noch nicht da. Ich frage Karim, wann er kommt, er sagt sinngemäß „irgendwann, später“. Ich sage, dass wir nochmal bei den Eltern vorbeifahren können, um den Brief zu holen, warum sind wir nicht schon gestern auf die Idee gekommen, das hätte uns die Möglichkeit gegeben, uns einen zweiten Eindruck zu verschaffen. Aber Karim sagt, der Brief sei schon unterwegs, in einer halben Stunde sei er da. Das Hostel hat sich in den letzten drei Monaten merklich professionalisiert. Unten, wo früher die Rezeption war, ist jetzt ein Ständer für Surfbretter. In der Lounge gibt es neue Kissen und neue Surfer-Sprüche an den Wänden. „A bad day surfing is better than a good day working“ – der war letztes Mal schon da.

 Zum Glück taucht, wie erhofft, die hübsche Spanierin auf, die ich nochmal über Katharinas Benehmen im Hostel ausfragen will. Offenbar ging es ihr hier gut, „She was the queen of the hostel, everybody loved her.“ Zwar habe sie durchaus Essen stibitzt, aber das sei nicht schlimm gewesen, das einzige Problem sei die Kacke auf der Dachterrasse des Nachbarn gewesen.

Der Brief ist eine Tüte mit einer Flasche Arganöl und einem Zettel, auf dem eine Telefonnummer steht. Wir verabschieden uns von Karim und brechen auf, gen Imsouane. Wir müssen mit Imad sprechen, und möglichst nicht am Telefon. Volker bemüht immer noch wohlwollende Erklärungen, warum Imad nicht da war, und uns nicht Bescheid gesagt hat; weder dass er nicht da ist, noch dass die Katze nicht mehr da ist.

In Imsouane finden wir einen Parkplatz direkt am Abhang zu der schönen Bucht, zu der Volker letztes Mal mit Hanna gelaufen ist. Ich schreibe Imad eine möglichst harmlos klingende Whatsapp-Nachricht: „Hey, we heard you are in Imsouane. So are we, let’s meet!“ Keine Antwort.

Am Strand finde ich Volker in Smalltalk mit einer Surferin verwickelt, deren fünfjährige Tochter im Sand buddelt, mit Toni aber leider nichts zu tun haben will. Sie sei sehr schüchtern, sagt die Surferin, und fange erst nach einem Tag mit anderen Kindern zu spielen an. Sie möchte morgen mit uns nach Essaouira fahren. Es ist so windig, dass Peppi die ganze Zeit Sand in die Augen kriegt.

Weil ich wahnsinnig schlecht gelaunt bin, schickt Volker mich auf einen Spaziergang die Bucht entlang. Ich setze mich auf einen Felsen und beobachte die Surfer. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie eigentlich selten auf ihrem Brett stehen. Die meiste Zeit paddeln sie mit dem Ding im Wasser herum und probieren, Wellen zu erwischen.

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