Tamri

Am Morgen merken wir, dass die Bauruine, hinter der wir parken, eine quietschfidele Baustelle ist. Ein weißer, gesichtsloser Riegel mitten in der menschenleeren Heidelandschaft zwischen Straße und Küste – hier werden offenbar Ferienappartements hingekleckert. Uns fehlten die Schlüsselreize, um den Rohbau als Baustelle zu identifizieren, nämlich Maschinen. Aber es gibt Bauarbeiter, die Latten hin- und hertragen. Sie nehmen von uns keine große Notiz. Wir bleiben.

Ich fange an, den Verteiler für die Blog-Launch-Mail zusammenzustellen. Einerseits will ich schon weit streuen, wir wollen ja gelesen werden, aber wie weit ist legitim? Darf man Leute zuspammen, die man vor dreizehn Jahren zuletzt gesehen hat? Ich habe eine irgendwie unanständige Lust, mich auch allen möglichen Figuren der Vergangenheit in Erinnerung zu rufen. Schäme mich für diese Lust. Meine Laune ist abgrundtief schlecht und wird den ganzen Tag nicht besser. Ausbaden muss es vor allem Toni.

Das Meer hat kleine Pools in den Fels gefräst, in dem sich bei Ebbe das Salzwasser sammelt. Fast überall ist Felsküste. Aber ausgerechnet da wo wir stehen, ist eine wunderschöne, kleine Sandbucht. Deshalb wahrscheinlich ausgerechnet hier auch das Bauprojekt. Toni macht Schwimmübungen im Wasser, während ich in meiner roten Herbstjacke fröstelnd am Strand sitze. Peppi ist irgendwas dazwischen, sie will nackidei sein, setzt aber keinen Fuß ins Wasser. Das nordseehafte Wetter ist eine schöne Abwechslung nach der Hitze der letzten Tage.

Ein Rudel wilder Hunde bewacht die Baustelle und den Düdo. Seit unserem Intermezzo mit den Welpen sehe ich die Köter in viel milderem Licht. Die waren auch alle mal klein und süß.

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