Taroudannt – Pass Tizi n'Test

Wir ziehen mit dem Bollerwagen zu dem Platz, der als die kleine Schwester von diesem berühmten Platz in Marrakesch gehandelt wird; wollen einen Schlangenbeschwörer sehen, es gibt aber nur eine Art Theaterstück mit Schlange. Die Grundstruktur verstehe ich auch ohne Worte: Zwei Männer, einer ist der dumme Diener, der seinen Herrn zur Weißglut treibt. Ein Motiv, das offenbar in allen Kulturen präsent ist. Die Schlange ist die meiste Zeit in der Kiste, es wird ein großer Bohei um sie gemacht, wir bleiben ewig stehen, weil wir darauf warten, dass sie endlich rausgeholt wird. Als sie dann draußen ist, ist es aber wenig spektakulär. Das Tier wird am Schwanz auf und ab geschwenkt und ringelt sich dann auf den Boden. Dann darf es wieder in die Kiste, auf die leider ständig gehauen wird. Mir tut die Schlange leid.

Ich würde gern gehen, das geht aber nicht, weil wir zu den allerersten Zuschauern gehört haben, und sich mittlerweile um die Szenerie eine mehrreihige Menschentraube gesammelt hat. Wir stehen in der ersten Reihe, mit Bollerwagen. Ich hocke mich hin, ein Fehler, denn es riecht hier unten – auf Nasenhöhe mit der unteren Körperhälfte der Zuschauer – ziemlich muffig. Außer uns beiden Ladys (Toni und ich nämlich; Volker ist mit Peppi im Souk unterwegs) sind alles Männer. Alle schauen gebannt zu. Ich traue mich nicht, wieder aufzustehen, weil ich den hinter mir stehenden nicht die Sicht versperren will. Nach endloser Zeit ist das Stück zu Ende, ohne dass sich mir eine wie auch immer geartete Pointe erschlossen hätte.

Es ist Mittag, wir wollen los, aber irgendetwas hält mich hier, ich würde gern der Menschenmasse folgen, die in Richtung Innenstadt strebt, anstatt uns gegen den Strom gen Stadtrand zu schleppen. Wie immer freitags vibriert feierliche Erregtheit in den vollen Straßen. Widerstrebend folge ich der Vernunft, wir besteigen wieder eine Taxi-Kutsche, die uns zum Düdo bringt, diesmal auf schnellstem Weg.

Der Pass ist weniger steil als befürchtet. Die versprochenen spektakulären Ausblicke ins Sous-Tal allerdings auch weniger toll als erhofft, es ist diesig und man sieht nicht weit. Die Fahrt selbst ist trotzdem grandios, die Straße kurvt in verrückten Serpentinen durch den schroffen Fels. An manchen Stellen fließen Bächlein über die Straße, bei Regen oder Tauwetter möchte man hier nicht lang. Um uns herum die schneebedeckten Viertausender. Aber Pass heißt ja, dass es, soweit möglich, durch Täler geht, Schnee liegt wirklich nur ganz oben. Wir halten an der höchsten Stelle kurz an, Volker bringt eine Schneekugel, es ist eigentlich eher bröseliges Eis, wie Slush Puppie.

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