Vic-le-Fesq – Les Salces

Mittags brechen wir auf, Richtung Maike. Ich fahre. Plötzlich berechnet das Navi den Weg neu, er ist jetzt plötzlich weiter, dauert aber kürzer. Offenbar habe ich eine Abzweigung verpasst. Habe nichts gegen den neuen Weg. Werde erst misstrauisch, als die Landstraße immer schnellstraßenähnlicher anmutet. Meine Befürchtung bewahrheitet sich. Das Navi führt uns über Montpellier. Wir fahren heute also Autobahn statt gemütlich durch die herrliche Gegend zu tuckern. Bin sauer. Mache Volker als Beifahrer und somit Navigationsbeauftragten für die missliche Route verantwortlich. Immerhin ist die Autobahn mautfrei.

Die Straße führt auf felsige Berge zu, karg und sonnig, Lieblingslandschaft. Sobald wir die Autobahn hinter uns lassen, wird es spektakulär. Dunkelgrünes Gestrüpp auf rotem Felsen, Wilder Westen. Wein. Dann geht es bergauf, bis wir in einem jener fotokalenderhaften Frankreichdörfer ankommen, an deren Anblick wir uns mittlerweile schon so gewöhnt haben, dass wir die Schönheit nur noch registrieren, statt vor Begeisterung nach Luft zu schnappen.

Wir finden den Parkplatz in der Dorfmitte, Maike und Rani tauchen auf, vor Ranis Stirn wippt ein entzückendes Korkenzieherlöckchen. Toni überreicht unser Standardgeschenk, eine Strandgutkette, diesmal eine, die Peppi gebastelt hat. Wie immer beschleunigt sich mein Herzschlag, denn ich fürchte, dass Peppi es sich im Moment der Übergabe anders überlegen könnte und ihre Kette doch behalten wollen würde. Aber alles geht gut.

Wir können auf dem Grundstück von Maikes Bruder Kay stehen. Der Flecken übertrifft all unsere Erwartungen. Fünf Gehminuten vom Dorf entfernt, zwischen Waldrand und Olivenhainen, die Blätter der Pappeln glitzern wie Goldtaler in der Abendsonne. Ein leichter Wind bringt sie zum Rauschen. Über uns blitzen Felsen aus dem bewaldeten Hang. In einem babybadewannenbreiten Betonkanal strömt kristallklares, kaltes Wasser übers Grundstück, unaufhörliche Frischwasserversorgung. Noch nie auf unserer Reise hatten wir einen Stellplatz, auf den die Beschreibung „mit fließend Wasser“ besser gepasst hätte. Es fließt und fließt und fließt.

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