Zagora – Ouarzazate

Wir brechen auf in Richtung Marrakesch. Noch haben wir keinen Flug gebucht, das wollen wir abends machen. Es gibt drei mögliche Routen: Über einen der beiden Pässe, oder den Atlas umfahren, über Agadir. Wir müssen uns nach dem Wetter erkundigen. Die Campingplatzleute sagen, dass die Pässe momentan offen seien.

Das Draa-Tal. Hübsch, aber wir finden es nicht so spektakulär wie die Wüstenlandschaften, die wir bisher durchfahren haben. Es ist eine langgestreckte Oase entlang des breiten, platten Flussbettes, ziemlich dicht besiedelt. Wir würden hier keine einsame Stelle für die Nacht finden und fahren weiter, vielleicht schaffen wir es doch bis Ouarzazate, 160 Kilometer wären allerdings neuer Rekord.

160 Kilometer, die noch dazu – wir haben es auf der Karte nicht so eingeschätzt – durchs Gebirge führen. Sobald die Straße das Tal verlässt und hoch in den Antiatlas führt, wird es wieder einsam. Wir überholen einen mit Gasflaschen beladenen LKW, wollen den Explosionsradius möglichst schnell verlassen. Die Berge sind fast schwarz.  Gegenüber plötzlich schneebedeckte Gebirgsriegel, der Atlas. Ich versuche noch und noch einmal zu fotografieren, aber die Fotos geben den Eindruck nicht ansatzweise wieder.  

Der freie Stellplatz aus dem Campingführer ist mittlerweile eine Baustelle geworden, wir wollen nicht neben Baggern übernachten und fahren weiter. Noch zehn Kilometer bis Ouarzazate, ich sitze mit den Kindern auf dem Bett. Die Stadt beginnt früh, oder es ist eine andere, die unmittelbar vor Ouarzazate liegt. Wir lassen uns vom Navi zum Campingplatz lotsen, folgen artig, obwohl es uns durch kleine Nebenstraßen schickt. 500 Meter vor dem Ziel kommen wir an einem Rummelplatz vorbei. Beide Kinder fangen an zu brüllen, weil wir nicht anhalten. Ich verspreche, dass wir gleich zu Fuß wieder herkommen werden.

Leider haben wir die Kamera nicht mitgenommen, um Peppis erste Karussellfahrt zu dokumentieren. Toni, damals ein paar Wochen jünger als Peppi heute, ist auf dem Weihnachtsmarkt in Rostock zum ersten Mal Karussell gefahren, als wir von geheimer Mission zurück kamen. Der Rummel ist fantastisch. Außer uns nur marokkanische Familien. Alles kostet fünf Dirham. Nur der große Trampolin, auf dem die Kinder mithilfe von Gummizügen hoch in die Luft katapultiert werden, kostet zehn. Die Hüpf-Zeit ist mehr als großzügig. Toni hüpft und hüpft, der Jahrmarktmensch hängt sich in die Leine, damit sie noch höher fliegt.

Übereinstimmende Auskunft auf dem Campingplatz: Der Pass ist frei. Wir könnten also übermorgen in Marrakesch sein. Stundenlange Versuche, einen Flug zu buchen. Das Internet ist wahnsinnig langsam. Die Airarabia-Seite akzeptiert unsere Kreditkarte nicht – angeblich muss irgendwas für „verified by Visa“ freigeschaltet werden, dann stürzt die Seite ab, dann ist der Flug plötzlich doppelt so teuer. Toni und Peppi zahlen ja beide wie richtige Menschen, es ist ein Wahnsinn. Wir verschieben das Buchen auf morgen, wir werden eine andere Kreditkarte brauchen.

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