Galey – Col de Portet d’Aspet

Ich spüle auf dem Mäuerchen vor dem Düdo unser Frühstücksgeschirr, als eine Frau in taillierter Lederjacke einem Mini entsteigt. Sie kommt auf mich zu, sagt, wir müssten den Platz verlassen, Wohnmobile würden hier nur 24 Stunden toleriert. Wir seien gestern morgen angekommen, sie habe uns beobachtet. Ich trockne mir die Hände an der Hose ab, sage, naja, eigentlich gestern mittag, aber wir wüssten Bescheid, nach 24 Stunden müsse man sich an die Mairie wenden.

Die Frau sagt den unschlagbaren Satz: „Je suis le maire.“ Ich zeige mich erfreut, wiederhole „Ah, vous êtes la maire“ – der männliche Artikel kommt mir angesichts des eindeutigen Geschlechts der Person vor mir nicht über die Lippen; ich mag auch den dezidierten Anti-Feminismus nicht, den manche Kolleginnen damit ausdrücken wollen, indem sie sich als „Journalisten“ bezeichnen. Dabei wäre es bestimmt besser gewesen, ihre Formulierung zu übernehmen. „La maire“ klingt wie „la mère“ – mein Satz ist mindestens so sonderbar wie ihrer. Ich erkläre ihr, was wir hier wollen, unser Termin bei Julien, dem Ofenbauer, sie entspannt sich sichtlich, als sie merkt, dass ich französisch spreche, sie sagt, dass sie Julien kenne, unter diesen Umständen dürften wir bis zum Ende des Tages bleiben.

Julien bringt zwei Ofen-Kandidaten mit, einen Feuerlöscher und einen Kompressor. Ich verliebe mich auf Anhieb in den Kompressor. Wir besprechen lauter Details, dabei ist die wichtigste Frage noch ungeklärt, und vorher können wir den Auftrag eigentlich nicht erteilen: Wer soll das Ding einbauen? Julien sagt, im Zweifel könne er es selbst machen.

Auf dem Pass gibt es einen guten Parkplatz auf Gras, oberhalb der Straße. Es kommen kaum Autos vorbei. Auf der anderen Straßenseite ein Waschhäuschen mit eiskaltem Wasser in zwei Betontrögen. Wir wollen Todestrompeten sammeln, klettern durchs Gehölz einen Hang hinauf, finden aber nur vereinzelt Pilze, die wir nicht kennen. Wir kennen nur Todestrompeten. Toni ist ohnehin nervös wegen der Bären, wir kehren bald um. In der Dämmerung röhren die Hirsche.